Workshops
Dipl. Päd. Martina Hinssen | Fliedner Fachhochschule Düsseldorf
Welche Rolle spielt das Lehrformat bei der Persönlichkeitsentwicklung im Studium? Welchen Einfluss hat der Lehrstil auf den professionellen Habitus? Und welchen Stellenwert nimmt sowohl das Studium an der Hochschule und die Tätigkeit in der Praxis bei der Entwicklung der Persönlichkeit ein? Die Soziale Arbeit steht als Profession für die Integration und Entwicklung inner- und interpersonaler Kompetenzen. Im Bachelorstudium der Sozialen Arbeit steht die (Weiter-)Entwicklung der eigenen Persönlichkeit ebenso im Fokus wie die (Weiter-)Entwicklung zu einer professionellen Persönlichkeit. Neben der Vermittlung von Theorien und Methoden üben und reflektieren die dual Studierenden an der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf im Modul „Praxisreflexion“ in jedem der sieben Semester in ihren Studiengruppen ihre praktische Arbeit mit ihren Adressat:innen, Kolleg:innen und sonstigen am Prozess Beteiligten ein. Die Veranstaltungen des Moduls gliedern sich in regelmäßige Seminare, sowie dem Angebot einer Sprechstunde. In diesem geschützten Rahmen werden sie von Lehrenden begleitet, die eine beraterische und/oder supervisorische Zusatzausbildung vorweisen. Kompetenzen, die mit diesem Lehrformat gefördert werden sollen, reichen von Selbstmanagement und Selbst- und Fremdwahrnehmung über den Einsatz emotionaler Intelligenz und adäquater Selbstrepräsentation bis hin zu Fähigkeiten interdisziplinäre Lösungsansätze zu entwickeln. In diesem Workshop werden die Module des Seminars „Praxisreflexion“ an der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf im dualen Studium Soziale Arbeit (B.A.) kurz umrissen, um dann exemplarisch in Einzelarbeitssequenzen und Kleingruppen kurze Übungen der Beratung/Supervision/Selbsterfahrung zu erproben und zu erleben. Grundlage dafür bilden sowohl Methoden der systemischen Beratung, der Gestalttherapie als auch der Achtsamkeit. Dabei soll den Teilnehmer:innen der Stellenwert von Selbsterfahrung im Studium sowohl im Hinblick auf die Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden als auch auf den späteren professionellen Umgang mit Herausforderungen im Handlungsfeld der Sozialen Arbeit vermittelt und erlebbar gemacht werden.
Prof. Dr. Ulrike Gerdiken| Katholische Hochschule Mainz
Laut Hochschulrektorenkonferenz der Bundesrepublik Deutschland geht es in der Hochschullehre nicht nur darum, Studierende fachlich zu qualifizieren. Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Universitäten sehen ihren Auftrag auch darin, die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen zu fördern und „als Zentren demokratischer Kultur […] zur produktiven Diskussion um die Bewältigung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen“ beizutragen (Hochschulrektorenkonferenz 2018: 2). Auf die Bedeutung künstlerischer und kultureller Angebote weist das gleiche Gremium in seiner Empfehlung „Die kulturelle Dimension der Hochschule“ hin (Hochschulrektorenkonferenz 2023). Bereits 2022 konnten Ulrike Gerdiken und Barbara Lämmlein in einer Studie zum kulturellen Engagement von Studierenden zeigen, dass künstlerisches und kulturelles Engagement an der Hochschule Studierenden den Einstieg in das Studium erleichtert, ihnen einen Blick über den eigenen Fachbereich hinaus ermöglicht, ihre Resilienz stärkt und die Identifikation mit der eigenen Hochschule erhöht. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihr Studium motiviert bewältigen und erfolgreich abschließen (Gerdiken und Lämmlein 2022). Eine weitere Studie der Autorinnen zur Bedeutung von Kultureller Bildung für angehende Führungskräfte zeigt, dass die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur einen großen Einfluss auf die persönliche Entwicklung der Studierenden hat. Sie hinterfragen eingefahrene Deutungs- und Handlungsmuster, lernen, Verantwortung zu übernehmen und abzugeben und erleben den Mehrwert von Vielfalt und Diskurs (Gerdiken u. a. 2021). Kulturelle Bildung hat diesen Untersuchungen zufolge das Potenzial, Studierende in ihrer persönlichen und sozialen Entwicklung zu fördern. Dafür ist eine angeleitete Reflexion des künstlerischen Handelns notwendig. In ihrem aktuellen Lehr-forschungsprojekt „Kulturprojekte an Hochschulen“ entwickelt Ulrike Gerdiken darum ein Seminarkonzept, in dem Studierende ihr kulturelles Engagement umsetzen und reflektieren können. Das Konzept soll nach der Erprobungsphase für Hochschulen bereitsgestellt werden, die es z. B. in ihr „Studium generale“ aufnehmen möchten.
Für das Symposium ist ein interaktiver Workshop geplant, in dem die Teilnehmenden sowohl die Studienergebnisse und ihre Umsetzungsmöglichkeiten diskutieren als auch ganz praktisch künstlerische Elemente ausprobieren können.
Mag. Jadwiga Ensbacher-Roubin, BEd | Pädagogische Hochschule Wien
Mag. Manfred Fede, Bed MSc (pth.) | Donau-Universität Krems
Mag. Dr. Sabine Albert, Bed | Pädagogische Hochschule Wien
Mag. Dr. Michaela Ziegler | Pädagogische Hochschule Wien
"Verstehen kann man das Leben rückwärts, doch leben muss man es vorwärts.” (Søren Kierkegaard)
Um die Studierenden in der Lehrer*innen(aus)bildung auf eine komplexe Arbeitswelt von morgen und die Bewältigung anstehender Herausforderungen in gesellschaftlich relevanten Bereichen vorzubereiten, rückt die Persönlichkeitsarbeit zunehmend in den Fokus von Professionalisierungsbemühungen. Das Konzept der „personbezogenen überfachlichen Kompetenzen” (PÜK) hat mittlerweile eine lange Tradition an der Pädagogischen Hochschule Wien und ist als Querschnittsmaterie im Curriculum verankert. In einem 2024 erschienenen Sammelband wurde die Thematik wiederaufgegriffen, weiter ausdifferenziert und neu kontextualisiert. Die darin angeführten Ansätze für individuelle Lehr-Lerndesigns von Hochschullehrer*innen der Pädagogischen Hochschule Wien zeigen Möglichkeiten auf, wie das Konzept der personbezogenen überfachlichen Kompetenzen in der Ausbildungsarbeit transferiert werden kann. Dabei spielt in allen Modellen das Über-sich-selbst-reflektieren und die Selbsterfahrung (vgl. Unterweger in Fede/Roszner/Süss-Stepancik 2024, S. 21) eine zentrale Rolle. Auf den drei Ebenen, der Selbst- (Ich als Person), Sozial- (Ich in der Gruppe) und Systemkompetenz (Ich in der Gesellschaft bzw. im System) sollen sich die Studierenden möglichst transdisziplinär und eng mit der Praxis verbunden in diesen Prozessen wahrnehmen und reflektieren können. Ein kollaborativer und interaktiver Workshop bietet beispielhaft Einblicke in diese Konzepte und lädt zum Ausprobieren verschiedener Übungen ein. .
Literatur: Fede, M., Roszner, S. und Süss-Stepancik, E. (Hrsg.) (2024). Personbezogene überfachliche Kompetenzen. Impulse für Bildungs-, Lern- und Entwicklungsprozesse in der Lehrer*innen Bildung. Belz Juventa.
Prof. Dr. Sandra Haas, Dr. Christine Avenarius & Prof. Dr. Peter Bultmann | Technische Hochschule Wildau
Das in den Gesellschafts-und Verhaltenswissenschaften breitflächig akzeptierte 3-Ebenen Modell wird in anderen Disziplinen wie beispielsweise den Wirtschaftswissenschaften, der Informatik und den Ingenieurswissenschaften verhältnismäßig wenig diskutiert bzw. angewandt.
Die Wirtschaftswissenschaften gehen etwa von einem rational handelnden ICH aus, dessen Ziel es sein sollte, im Sinne unternehmerischer Ziele das Unternehmen entweder an externe Bedingungen anzupassen oder förderliche Bedingungen für das Unternehmen zu erwirken (z.B. Setzung von Trends, Lobbyismus). Seitens der Politik wurden Hochschulen zur Umsetzung einer „marktorientierten“ Ausbildung aufgefordert (Prokou 2008) und Employability wurde Zielsetzung von curricularen Gestaltungen. Employability umfasst ‘‘a set of achievements—skills, understandings and personal attributes—that makes graduates more likely to gain employment and be successful in their chosen occupations, which benefits themselves, the workforce, the community and the economy’’ (Yorke 2006, p. 8). Gemäß dessen ist eine Passung zwischen Hochschulbildung und Arbeitsmarkt der „Schlüssel zum Glück“, da sich demzufolge positive Effekte für das ICH sowie die Institutionen auf Meso- und Makroebene einstellen. Doch was ist, wenn Arbeitsmarktanforderungen nicht mehr dem individuellen Wohl dienen, etwa, weil Unternehmen nachhaltigen Transformationsanforderungen nicht nachkommen wollen oder demokratie- oder menschenrechtsgefährdende Regierungen eigene Anforderungen diktieren?
Aus Sicht der Autoren legen die aktuellen Herausforderungen auch Limitationen des Employability-Ansatzes offen und verlangen nach Absolventen, die sich der Wechselwirkungen menschlichen Handels zwischen ICH, Meso- und Makroebene stärker bewusst sind und ein (stärkeres) Verantwortungsgefühl für ihr Handeln entwickeln. Geleitet von einem interdisziplinären Team strebt der fachübergreifende Workshop Diskussionen und Ergebnisse zu folgenden Fragen an: Was sind Voraussetzungen und Gelingensbedingungen für die Entwicklung eines stärkeren Verantwortungsgefühls bei Studierenden? Welche Formate & Methoden sind besonders gut geeignet, um Verantwortungsgefühl zu stärken? Welche Limitationen (z.B. rechtliche, moralisch, ethische) sind zu berücksichtigen?
Prof. Dr. Bernhild Pfautsch | Evangelische Hochschule Tabor, Marburg
In den Jahren von 2015 bis 2018 habe ich im Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit an der Royal University of Phnom Penh die Weiterentwicklung der Psycholog*innen- und Familientherapeut*innenausbildung unterstützt. Dafür galt es jeweils die Kontextgebundenheit und (eurozentristische) kulturelle Prägung – die eigene persönliche und professionelle wie auch die der mitgebrachten Ideen und Methoden – zu reflektieren und so in der Zusammenarbeit mit lokalen Akteur*innen in einer Haltung der kulturellen Demut in Kontakt zu treten. Sowohl bei den kambodschanischen Studierenden im Masterkurs als auch in der Familientherapieweiterbildung hatten die Lernenden umfassende Reflexionsprozesse zu meistern: die Reflexion eigener kultureller Werte und Überzeugungen sowie die Analyse von impliziten Werten des angebotenen Wissens hinsichtlich ihrer Passung im kambodschanischen (Werte)Kontext. Des Weiteren waren die (prämodernen/modernen) Werte und Überzeugungen der Klient*innen zu betrachten, um in der Therapie oder Beratung Anschlussfähigkeit herstellen zu können.
Im Workshop werden Erfahrungswissen sowie Ergebnisse aus empirischer Forschung zu bedeutsamen Prozessen der Persönlichkeitsentwicklung bei Lernenden in diesem Kontext zur Diskussion gestellt. Hier lassen sich Fragen danach anschließen, welche Anforderungen sich ausländischen Studierenden an unseren Hochschulen stellen, in Bezug auf implizite Werte der hier vermittelten Curricula und möglicherweise divergierenden Werten eigener Sozialisation.
Das “Problem-Porträt” nach Malcolm MacLachlan wurde von den kambodschanischen Studierenden als aufschlussreiches Reflexionsinstrument zu eigenen “einsozialisierten” Werten geschätzt. Dieses Tool systemischer Beratung im interkulturellen Kontext wird im zweiten Teil des Workshops vorgestellt und den Teilnehmenden zur Selbsterprobung zur Verfügung gestellt.
Dipl. Soz.-Päd. Alex Klein, MSW | Saxion University of Applied Science
Um Studierenden die gerichtete Entwicklung einer professionellen Identität zu ermöglichen, bedarf es der Reflexion der individuellen Entwicklung. Dies noch einmal in besonderem Maße in Professionen, in denen die Koproduktion mit den Adressat*innen im Mittelpunkt steht wie in der Sozialen Arbeit. Die Begleitung dieser dividuellen Entwicklung findet dabei im Spannungsfeld zwischen Professionalismus, Professionalität, Professionalisierung und Profession statt, was insbesondere in „jungen“ Professionen wie der Sozialen Arbeit mit Zweifeln an Professionalisierung und Profession in der interdisziplinären Zusammenarbeit verbunden ist. Die individuelle Entwicklung als eine professionelle Entwicklung kann daher jenseits allgemeiner Bildungsziele als die Entwicklung einer eigenen Professionalität verstanden werden. Als solche ist sie an den Diskurs über das professionelle Selbstverständnis, in dem Fall der Sozialen Arbeit gebunden. Findet die Entwicklung einer professionellen Identität in den klassischen Professionen häufig über Praxen und Praktiken und deren (unbewusste) Internalisierung statt, soll hier auf die Notwendigkeit der bewussten Auseinandersetzung mit Angeboten professioneller Selbstverortung und -verständnisses verweisen werden. Es gilt, den Studierenden der Sozialen Arbeit einen Rahmen zu geben, in dem sie über Reflexion des eigenen Gewordenseins, der eigenen Identität in Relation zu Perspektiven, Positionen der Sozialen Arbeit und der professionellen Praxis eine eigene anschlussfähige professionelle Identität entwickeln können. Dabei soll hier eine Übung zum Einstieg in diesen reflexiven Prozess vorgestellt werden, die niedrigschwellig eben diese Bewusstwerdung der eigenen identitären Anteile in Relation zur Auseinandersetzung mit professionellen Aspekten der Sozialen Arbeit anstößt.
Mag. Ulrich Sommer | Rettet das Kind Niederösterreich
Wege zur Selbstwahrnehmung, Selbstregulation und Selbstreflexion
Es sind in erster Linie immer die Menschen, die Wirkung bei anderen Menschen erzielen. Niemals die Methode allein. Nur starke und gestärkte Menschen können auch andere stärken.
Wahrnehmende Pädagogik ist eine Seminarreihe in vier Modulen zu je zwei Tagen, die auf verschiedenen theoretischen Ansätzen wie Bindungstheorien, Neurobiologie, Gestaltpsychologie, Traumaforschung und Traumapädagogik, Neue Autorität, Gewaltfreie Kommunikation usw. beruht und sich auf die praktische Anwendbarkeit der wesentlichen Erkenntnisse und den unmittelbaren Nutzen dieser Ansätze für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien konzentriert. Nach theoretischen Inputs folgen Reflexions- und Übungseinheiten, die den unmittelbaren Bezug zur Arbeitspraxis der Teilnehmer:innen herstellen.
Ziel ist es, die Pädagog:innen so weit zu stärken, dass sie im Umgang mit den Kindern, Jugendlichen und auch in der Zusammenarbeit mit Eltern und Angehörigen ihre Potentiale zur Entfaltung bringen können. Sie sollen sich ihrer Stärken und Fähigkeiten bewusst sein und diese in der Beziehungsgestaltung und im Umgang mit ihrer Klientel konstruktiv und effizient einsetzen können.
Modul 1 beginnt mit theoretischen Inputs zur Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie aus verschiedenen therapeutischen Schulen stammenden Übungen. Die Teilnehmer:innen werden angeleitet sowohl die persönlichen Motivationsfaktoren und Stärken als auch die individuellen Stressoren zu ergründen. In weiterer Folge werden auf neurobiologischer Grundlage basierende Tools zur Stressreduktion und der effizienten Selbstregulation in belastenden Situationen vermittelt.
In Modul 2 werden die kommunikativen Fähigkeiten, Formen des Feedbacks und die Fähigkeit, in einen beziehungsfördernden Dialog zu treten, geübt und reflektiert.
In Modul 3 wird ein systematischer Zugang zum besseren Verständnis der inneren Logik auffälliger und irritierende Verhaltensweisen vermittelt sowie angemessene pädagogische Interventionsformen entwickelt und geübt.
Und Modul 4 beinhaltet die Wahrnehmung und Lenkung von Gruppendynamiken. Pädagogische Möglichkeiten der Arbeit mit Gruppen werden vorgestellt und geübt.
In einem zweitägigen Follow Up werden nach circa einem halben Jahr die Praxiserfahrungen der Teilnehmer:innen reflektiert und Antworten auf entstandene Fragen entwickelt.
Zwei Schwerpunktmodule zum Thema Trauma und Zusammenarbeit mit dem Herkunftssystem schließen das Ganze ab.
Im Workshop wird das grundsätzliche Anliegen der Seminarreihe, Persönlichkeitsstärkung und Kompetenzentwicklung, vorgestellt und begründet. Darüber hinaus werden die Arbeitsweisen und vor allem die Inhalte des ersten Moduls theoretisch erläutert, exemplarisch vorgeführt und ihre Wirkung durch die Teilnehmer:innen erprobt.
Jessica Duda, MA, Prof. Dr. Corinna Ehlers, MPH, Prof. Dr. Juliane Leinweber & Dipl.-Log. Julia Adam, MSc | HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen
Das Förderprojekt „hands on“ (Hybride Handlungsräume zur Stärkung sozial-emotionaler Lernprozesse in den Sozial- und Gesundheitswissenschaften) der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK) hat zum Ziel sozial-emotionales Lernen in den Studiengängen der Sozial- und Gesundheitswissenschaften durch neue Angebote zu fördern (www.hands-on.hawk.de). Basierend auf der Self-Determination Theory (Ryan & Deci 2017) sollen Studierende mit innovativen Methoden in ihrer intrinsischen Motivation angesprochen werden, um im Studienverlauf ihre Selbst- und Sozialkompetenzen zu stärken. Das Teilprojekt hands onˣlife fokussiert die individuelle Persönlichkeitsentwicklung und professionelle Profilbildung von Studierenden. Aufbauend auf einem virtuellen Stärkenparcours (Ehlers 2019) mit dazugehörigen Reflexions-Workshops in Zusammenarbeit mit dem Stärkenlabor der HAWK Hildesheim, haben Studierende die Möglichkeit sich anhand eines Konzepts zur stärkenorientierten Zielarbeit (Ehlers 2019) mit persönlichen Zielen sowie mit ihrem Studium und ihrem Berufswunsch betreffenden Zielen auseinanderzusetzen. Neben den Methoden der Stärkenarbeit (Saleebey 2009) finden Methoden des Designing Your Life-Ansatzes (Burnett & Evans 2021) und des Zürcher Ressourcen Modells (Storch, Krause & Weber 2022) Anwendung. Studierende können durch den Designing Your Life-Ansatz kreativ und kollaborativ ihre persönlichen Lebenswege visualisieren und in Gruppenprozessen Ideen generieren, wie sie ihre Ziele erreichen können. Das Zürcher Ressourcen Modell unterstützt die Zielverfolgung durch das Ansprechen der Intuition, mit Hilfe dieser beispielsweise ein bildhaftes Motto formuliert und im Unterbewussten verankert wird. Die Methoden sprechen die drei Bausteine des Self-Determination Theory an: Autonomie, Verbundenheit und Kompetenz, sodass die Selbstmotivation von Studierenden angeregt und Selbst- und Sozialkompetenzen in unterschiedlichen Settings, wie beispielsweise einzelnen Seminareinheiten, Lehrveranstaltungen oder Workshops, gefördert werden.
Teilnehmende werden im Workshop Elemente der stärkenorientierten Zielarbeit kennenlernen und mit kreativen Methoden und der Zusammenarbeit in Kleingruppen ihre Ziele betrachten, reflektieren und Unterstützung bei der Zielverfolgung erfahren.
Gunda Sandmeir | HS München, Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften
Heidrun Stenzel | TH Köln - Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften Institut für Geschlechterstudien
Fachkräfte der Sozialen Arbeit bringen nicht nur ihre Fach- und Methodenkompetenz in das fachliche Handeln ein, sondern auch sich als Person und ihr Gewordensein mit verinnerlichten Wert- und Normvorstellungen (Selbst- und Sozialkompetenz). Biographische Erfahrungen bestimmen Handlungen und Deutungen mit, auch wenn das für die Akteur:innen nicht immer erkennbar ist. Biografische Verfahren zur strukturierten biografischen Selbstreflexion werden eingesetzt, um sich selbst als (werdende) Fachkräfte der Sozialen Arbeit auf die Spur zu kommen und Antworten darauf zu finden, wie und welche persönlichen Anteile in die fachliche Arbeit einfließen. Die Herstellung der Distanz zu sich und dem eigenen Leben sowie die Reflexion der biographisch erworbenen Orientierungs- und Handlungsmuster fördert die Offenheit gegenüber den Adressat:innen und verhindert die unbewusste Übertragung der eigenen Erfahrungen auf diese. Biografische Methoden unterstützen das Bewusstmachen der eigenen Ressourcen und erweitern so den Handlungsspielraum.
In diesem Workshop lernen Sie verschiedene Tools der Biografiearbeit zur Förderung der Persönlichkeitsentwicklung kennen, die wir in als Dozentinnen in der Arbeit mit Studierenden der Sozialen Arbeit in unseren Hochschulen (Köln und München) einsetzen. Sie sind als Lehr- und Lernformate erprobt und haben sich dabei bewährt.
1. Übung im Zusammenhang mit der Entwicklung beruflicher Identität auf dem Hintergrund eigener Alltagserfahrungen. Nähe und Distanz, Fremdheit und Vertrautheit müssen in der professionellen Beziehungsgestaltung, in Gruppenprozessen und im beruflichen Kontext der Organisation immer wieder ausbalanciert werden. Wie erlebe ich diese Aspekte, wie gestalte ich sie und wie finde ich meine eigene Balance im Zusammenspiel von Funktion, Profession und Person? – dies sind Fragen, die in der Übung auch auf eine sensorische Art und Weise aufgegriffen werden.
2. Biografiearbeit im Rahmen eines Theorie-Praxis-Seminars im Bereich der Erziehungs- und Familienhilfen: Der Ansatz der Biografiearbeit kann genutzt werden, um den Einfluss der biographischen Erfahrungen auf die Wahrnehmung von Adressat:innen und auf das fachliche Handeln in den Bick zu nehmen. U.a. werden eigene Erziehungserfahrungen, Normen und Werte in der Herkunftsfamilie, die daraus entstandene Vorstellung von (idealer) Familie sowie eigene Orientierungen und Handlungsmuster reflektiert und mit den Erfahrungen aus der Praxis der Erziehungs- und Familienhilfen abgeglichen.
Nina Hatsikas-Schroeder, MSW | Studierendenzentrum HSA FHNW
Der Workshop wird den Teilnehmer*innen ermöglichen, sich interaktiv und dialogisch mit der Frage «Individuelle Lernprozesse begleiten - wie geht das?» auseinanderzusetzen. Im Workshop lernen die Teilnehmer*innen exemplarisch Design Thinking als co-kreative Methodologie in der Hochschulbildung kennen. Der Workshop gibt Einblick in ein co-konstruktiv und co-kreativ angelegtes, zweijähriges Lehrentwicklungsprojekt (September 2022 bis August 2024) an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) im Kontext von "Hochschullehre 2025 – Lehrfonds FHNW". Verortet im Bachelor-Studium in Sozialer Arbeit der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, wird das Projekt in Kooperation mit Akteur*innen der Hochschule für Technik, BA Data Science und der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW, BA Prozessgestaltung, umgesetzt. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht, die vorhandene Erfahrung und Expertise von Studierenden und Lehrenden im Kontext der Begleitung individueller Lernprozesse partizipativ zu erschließen, zu bündeln und schließlich zu einem entsprechenden Konzept zusammenzuführen. Im Frühlingssemester 2023 wurden aufeinanderfolgend zwei Workshops mit je um die 40 Teilnehmer*innen (Studierende und Lehrende der beteiligten Hochschulen) mit dem Ansatz Design-Thinking gestaltet. Durch die Vorgehensweise des Öffnens (Beteiligung vieler Akteur*innen zur innovativen Ideengenerierung) und des Schließens (systematische Sichtung und Verdichtung durch interdisziplinäres Kernteam) konnten die in den Workshops erarbeiteten prototypischen Ideen perspektivisch und fachlich breit abgestützt werden. Im Kontext des ersten Workshops wurde ein Anforderungsprofil für Lehrende, welche individuelle Lernprozesse begleiten, ausdifferenziert. Dieses zeigt, dass Lehrende für die Ausübung dieser anspruchsvollen Rolle über entsprechende Fach- und (hochschuldidaktische) Methodenkompetenzen verfügen müssen. Sie sind außerdem herausgefordert, sich mit der eigenen Haltung als Lehrende sowie dem Selbstverständnis als Professionelle ihres Faches auseinanderzusetzen. Unter Bezugnahme auf das entstandene Anforderungsprofil wurden im zweiten Workshop weiterführend prototypische Ideen entworfen, wie die Weiterentwicklung entsprechender Kompetenzen von Lehrenden ausgestaltet werden könnten. Diese wurden wiederum durch das Kernteam verdichtet und im Herbstsemester 2023/2024 und Frühlingssemester 2024 erprobt. Getestet wurde ein hochschulübergreifender, kollegialer Austausch für Lehrpersonen der kooperierenden Hochschulen, die individuelle Lernprozesse begleiten. Zudem konkretisierte eine Arbeitsgruppe einen Prototyp für ein innovatives Weiterbildungsformat, welches eine Qualifizierung von Lehrpersonen aus Praxis und Hochschule im Themenfeld «New Learning» ermöglichen soll. Auch eine prototypische Idee, wie sich der hochschulübergreifende Erfahrungsaustausch und die Kooperation zwischen Studierenden und Lehrenden im Kontext der Begleitung individueller Lernprozesse weiterentwickeln lässt, wurde ausdifferenziert und erprobt. Die gewonnenen Erfahrungen aus der Umsetzung werden in einem interdisziplinären Workshop im Frühlingssemester 2024 nochmals ausgewertet, um schließlich zu einem Konzept «Individuelle Lernprozesse begleiten» verdichtet zu werden.
Andreas Hallas, MA | Volkshilfe Wien & FH St. Pölten
Mag. Peter Wiltsche, MA
Die Begriffe der „Partizipation“ und der „Lebensweltorientierung“ sind zentrale Bestandteile der sozialarbeiterischen und sozialpädagogischen Profession. Doch inwieweit haben diese nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch erlebbar Platz in der Hochschulausbildung zukünftiger Sozialarbeiter*innen und Sozialpädagog*innen? Als Professionist*innen sind wir gefordert partizipativ und lebensweltorientiert zu arbeiten. Damit dieser berufliche Habitus sich entwickeln kann benötigt es eine starke sozialarbeiterische und sozialpädagogische Persönlichkeit. Es stellt sich die Frage inwieweit es möglich ist Partizipation und Lebensweltorientierung als Lehrende*r in der Lehrveranstaltungsplanung zu implementieren, um dadurch die Persönlichkeitsentwicklung in der Hochschulausbildung zu fördern und partizipatives und lebensweltorientiertes Arbeiten konkret erlebbar zu machen. Wo liegen die Potenziale aber auch die Herausforderungen für die studentische Persönlichkeitsentwicklung, wenn Studierende tatsächlich über die Wege zur Kompetenzaneignung mitbestimmen dürfen? Welche Rahmenbedingungen müssen dafür gegeben sein oder geschaffen werden, damit dies möglich wird? In diesem Workshop soll all diesen Frage nachgegangen werden. Ausgehend von den „didaktischen Gestaltungsprinzipien zur Förderungen berufsrelevanter Selbst- und Sozialkompetenzen“ [Studer 2019] werden am Beispiel einer partizipativ und lebensweltorientiert geplanten Lehrveranstaltung im Bachelorlehrgang Soziale Arbeit an der Fachhochschule St.Pölten Chancen und Möglichkeiten in Form eines Worldcafé-Formates diskutiert.
Dr. Maria Groinig, BA MA | Universtität Hildesheim
Der Workshop „Persönlichkeitsentwicklung mit szenisch-kreativen Ansätzen“ bietet einen Einblick in Methoden und Verfahren zur Förderung der Selbstwahrnehmung und des persönlichen Wachstums sowie zur Anregung von Identitätsbildungsprozessen im Kontext einer Lebensverlaufsperspektive. Die szenisch-kreativen Verfahren dienen als Brücke zwischen theoretischem Wissen und praktischer Anwendung und erleichtern es den Teilnehmenden, sich auf den Prozess einzustimmen.
Im ersten Teil des Workshops werden theoretische Konzepte zur Identitätsbildung in der komplexen, entfremdenden und beschleunigten Moderne sowie die Ansätze der szenischen Inhaltsdiagnostik und des kreativen Zirkels erläutert.
Im zweiten Teil des Workshops erfolgt eine methodische Annäherung an interaktive Techniken, welche die Selbst- und Gruppenexploration im geschützten Rahmen ermöglichen. Durch gezielte Übungen, die auf Begegnung, Selbstreflexion und Interaktion abzielen, werden die Workshop-Teilnehmer in die Lage versetzt, Resonanzen zu erfahren und Transformationspotentiale im Kontext einer Lebensverlaufsperspektive zu erkennen. Die Kombination aus gruppendynamischen Aktivitäten und individuellen Reflexionsmomenten schafft eine Balance, die den Prozess unterstützt.
Insgesamt und abschließend bietet der Workshop einen Raum zum Erfahrungsaustausch und soll zur Anregung von Lern- und Bildungsprozessen sowie der kreativen Selbsterfahrung beitragen.
Die Kerninhalte des Workshops umfassen:
1. Einführung in Grundprinzipien der szenisch-kreativen Arbeit und deren Relevanz für die Identitätsbildung und Persönlichkeitsentwicklung im Lebens- und Bildungsverlauf.
2. Erkundung der eigenen Persönlichkeits- und Identitätsdomänen mittels szenisch-kreativer Methoden, gefolgt von gemeinsamen Reflexionseinheiten.
3. Anwendung von Improvisationstechniken als Mittel zur Steigerung der Flexibilität in Denk- und Handlungsmustern.
4. Kreative Problemlösungsansätze, welche die Teilnehmenden befähigen, Herausforderungen in verschiedenen Lebensbereichen positiv zu begegnen.
5. Praktische Übungen, die zur Entfaltung kreativer Potenziale und zur Stärkung des Selbstvertrauens beitragen.
Christine Wolf | LeichtGesinntMenschlich
Persönlichkeitsentwicklung ist ein innerer Prozess, der Methoden zur praktischen Anwendung benötigt. Es gibt eine große Methodenvielfalt im Angebot, die methodenbezogen in ihrer individuellen Effektivität empirisch nur randständig erforscht ist.
Wenn Praxis und Hochschule an dieser Stelle noch mehr zusammenarbeiten, dann können Konzeptideen und Verfahren entwickelt werden, um greifbar zu machen, was Persönlichkeitsentwicklung überhaupt ist. Diese transdisziplinäre Vorgehensweise ist Voraussetzung, um Angebote von Persönlichkeitsentwicklung im Hochschulalltag zu etablieren, die im Anschluss ins gesellschaftliche Leben integriert werden können.
Dieser Workshop soll ein weiterer Impulsgeber für diese Art der Zusammenarbeit sein, in der Praxis und Wissenschaft miteinander im Austausch sind und Persönlichkeitsentwicklung erfahrbar und verstehbar machen.
Das Erlernen einer Methode und die anschließende Diskussion zu Einsatzmöglichkeiten wird Inhalt dieses Workshops sein.
Die von mir entwickelte Methode „Haltungswende“ ist ein „Werkzeug“ zur inneren Haltungsänderung in einer als problematisch erlebten Situation.
Sie ist aus meinen Erfahrungen und Erkenntnissen in der systemischen Arbeit, der Integrierten Lösungsorientierten Psychologie, der Visualisierungsarbeit und dem körperzentrierten Coaching entstanden und ist ein anwendbares „Werkzeug“, das situativ und individuell genutzt und eingesetzt werden kann.
Im Kontext der Werkstatt-Uni an der Otto-von Guericke-Universität Magdeburg, konnte ich in inklusiven Settings der Erwachsenenbildung mit Studierenden, Pädagog*innen, Wissenschaftler*innen und Erwachsenen mit geistiger Behinderung bestätigende Erfahrungen im Hochschulkontext machen.
Die Teilnehmenden werden die „Haltungswende“ nach meiner Anleitung und Einführung selbst erfahren und anwenden können.
Durch eine andere innere Haltung werden Situationen anders erlebt, wahrgenommen und in diesen anders reagiert. Diese innere Haltung selbst zu entscheiden und sich darin zu erleben ist Bestandteil des Workshops.
Das Entwickeln, Anwenden und Vermitteln individuell nutzbarer Methoden ist seit über 20 Jahren mein beruflicher Alltag – in Einzel-, Paar-, Team- und Seminararbeit - und bestätigt immer wieder die Annahme, dass Persönlichkeitsentwicklung ein Prozess ist, der aus einem inneren fremdbestimmten Erleben in ein inneres selbstbestimmtes Erleben führt und damit die Lebensqualität erhöht.
FH-Prof.in Mag.a Florentina Astleithner | FH Campus Wien
Schreiben ist in der Hochschule allgegenwärtig und dennoch fehlt oft die Zeit, das facettenreiche Potential der Schreibdidaktik vertiefend auszuloten. Gleichzeitig steht schreibintensive Lehre durch die sich immer rascher entwickelnden Angebote der auf künstlicher Intelligenz basierenden Programme unter Druck. Insgesamt scheinen die Anforderungen an Lehrende und Lernende immer komplexer zu werden, so wie es die gesellschaftlichen Herausforderungen sind, die uns täglich neu auf Trab halten oder – zwischenzeitlich – in die Erstarrung führen.
Expressives Schreiben zur Selbstreflexion und Persönlichkeitsentwicklung könnte Studierenden eine Handlungspraxis näherbringen, die potenziell vieles vereint: den konstruktiven Umgang mit Herausforderungen im Studium wie in der beruflichen Praxis; die Auseinandersetzung mit fachlichen, methodischen und inhaltlichen Ansprüchen zur Selbstpositionierung; die Selbstorganisation z.B. im BA- und MA-Prozess und die Selbstrepräsentation im hochschulischen und beruflichen Umfeld.
„Schreiben ohne Publikum“, wie es der namhafte Schreibforscher James Pennebaker nennt, fundiert und begleitet jene etablierteren Schreibprozesse, die auf Produkte wie Haus-, Seminar-, größere Qualifikationsarbeiten oder Publikationen hinauslaufen. Es schafft Platz für das Hinwenden ins Innere, das eine wesentliche Basis für Lernen und persönliche Weiterentwicklung ist. So kann die Verbindung von Denken, Emotionen und Körperempfindungen ressourcenorientiert und ganzheitlich wahrgenommen und zur Persönlichkeitsentwicklung genutzt werden. Dies unterstützt Ansätze des Self-Leaderships, die Antworten auf komplexer werdende Arbeitswelten versprechen.
Im Workshop werden anhand eines didaktischen Konzepts der lehrveranstaltungsübergreifenden e-Portfolioarbeit im Studiengang Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit an der FH Campus Wien konkrete Schreibanlässe präsentiert. In der gemeinsamen Anwendung von expressivem Schreiben wird veranschaulicht, wie das Setting des Nebeneinander-Schreibens zu einer konzentrierten Denk- und Arbeitsatmosphäre führt. Im Anschluss werden sowohl die Brücke zum produktorientierten Schreiben als auch realistische Anwendungsszenarien in Lehrveranstaltungsformaten diskutiert.
Prof. Dr. Jürgen Eilert | CVJM Hochschule Kassel
120 Stunden Selbsterfahrung gehören an der in 2009 gegründeten CVJM-Hochschule Kassel - einzigartig für BA-Studiengänge "Soziale Arbeit" - zum Kerncurriculum der dortigen Bachelorstudiengänge "Soziale Arbeit / Religions- und Gemeindepädagogik", um Selbstkompetenzen und Sozialkompetenzen angehender Professioneller zu entwickeln und sie auf diese Weise für hochgradig anspruchsvolle Berufsfelder analytisch und operativ zu befähigen. In den letzten 10 Jahren war dieses Kerncurriculum in Kontakt, Gespräch und Feedback der Studierenden systematisch optimiert. Es umfasst eine spezifische Ausrichtung aus psychodiagnostischen, systemtherapeutischen, gestelttherapeutischen, kunsttherapeutischen, literaturtherapeutischen und gruppenbezogenen Methoden, die von den Studierenden Stellenweise noch Jahre später in ihren eigenen Berufstätigkeit als hilfreich wahrgenommen werden. Der hier angebotene Workshop versteht sich als Werkstattbericht in Hinblick auf die seit über 10 Jahren gemachten Erfahrungen mit den zum Einsatz gekommenen Methoden und den dabei realisierten Effekten insbesondere in Hinblick auf prozedurale Lernprozesse. Es geht um diesen Workshop um kollegialen Austausch, Einblicke in Methoden und Hinweise darauf, was bei der Implementierung derartiger Selbsterfahrungseinheiten beachtet werden sollte. Insbesondere geht es hierbei um Hinweise für die Gestaltung einer adäquat mittlere Prozesstiefe der avisierten prozeduralen Lernprozesse, gewissermaßen um eine angemessene didaktische Flughöhe zwischen den Polen einerseits einer reinen Psychoedukation und andererseits einer quasi-therapeutischen Tiefenerfahrung. Einzelne Übungen werden dabei selber ausprobiert und in Hinblick auf ihre Ziele und Effekte in der Gruppe kollegial reflektiert.
Prof. Dr. Jörg Lemmer Schmid | Hochschule Emden/Leer
Dipl. Heilpäd. Aida Kopic | Hochschule Niederrhein
Eine zentrale Herausforderung transdisziplinärer Zusammenarbeit liegt in dem Spannungsfeld zwischen Individuum und Gruppe: Wie können eigene fachliche Positionen und Werte integer vertreten und dabei gleichzeitig sich auf dynamische Gruppenprozesse, fachfremde Ansichten und Impulse eingelassen werden? Gefordert sind ein Aufbrechen individueller Denk-, Werte- und Handlungsstrukturen (ohne diese jedoch aufzugeben) und ein sich einlassen auf einen offenen Dialog, um innovative Lösungen für Probleme zu finden. Der Vortrag bietet einen psychomotorischen Zugang zum Umgang mit dieser Herausforderung und zur Persönlichkeitsbildung an der Hochschule. Zeitgleich wird eine Methode für transdisziplinäre Arbeitsprozesse vorgestellt. In einer einführenden erlebnisorientierten Phase werden die Teilnehmenden eingeladen ihre Potenziale für ein gemeinsames Ziel zu aktivieren. Ähnlich einer improvisierten Gruppen-Choreographie, bei der alle Tänzer:innen gleichzeitig sowohl Führen und Folgen, weiß niemand weder wie die Abschlussfigur aussehen, noch wie sich der Weg dorthin gestalten wird. Hieran schließt sich eine theoretische Einbettung der Erlebnisse in einen psychomotorischen Kontext an. Die metaphorische Erfahrungssituation dient abschließend als Grundlage für eine offene Diskussion und Austausch zum Tagungsthema „Persönlichkeitsentwicklung aus transdisziplinärer Sicht“ und welchen Beitrag ein psychomotorischer Zugang leisten kann.
Prof. Dr. Stephan Kösel | FH Nordwestschweiz
Die beiden Lernorte Hochschule und Praxisorganisationen (ge-)brauchen ganz unterschiedlich Wissen und sie generieren spezifische Wissensarten: Erfahrungswissen versus objektivierbares Fachwissen werden oft als unvereinbare Gegensätze verstanden, obwohl sie doch zwei Seiten einer Medaille sind, die sich Professionalisierung nennt. Nur das eine (Erfahrungswissen) führt zu blinder Routine, das Andere (Fachwissen) zu trägem Wissen (Neuweg 2002). Wer mit Theorie spielen kann, ist praktisch handlungsfähig, wer seine Handlung in allgemeine (Bezugs-) Rahmen stellen kann, ist für Kolleginnen ein anregender Impuls, um vom Einzelfall auf strukturelle bzw. interaktionistische Spannungsfelder zu switchen und den fachlichen Diskurs voranzubringen.
Am Beispiel der Kompetenz Intuition sollen diese zwei Seiten der Professionalisierung veranschaulicht werden, bei der wir oft emotional professionell denken: Wenn wir auf eine spezifische Weise unser solide verarbeitetes Erfahrungswissen vorbewusst, mit unseren individuellen Affektlogiken verknüpft, wirken lassen. Assoziatives, emotionales Entscheiden gerät erst dann in die Gefahr unprofessionell-beliebig zu werden, wenn kein Verständnis aufgebaut wird, wie die eigene, biographisch-erfahrungsbezogene Gefühlswelt aufgebaut ist und wesentlich mitsteuert, welches Fachwissen wie in komplexen, also alltäglichen sozialarbeiterischen Situationen, von uns aktiviert und kontextualisiert wird.
Der Workshop wird aufzeigen, dass wir nach dem sogenannten Dual-Mode-Verständnis eine professionelle Sensibilität entwickeln können, wie unser Denken, das Fokussieren von Situationsaspekten und das Entscheiden ohne Emotionen und individuelle Affekt-Logiken gar nicht funktioniert (Ciompis 1997). Und warum es eine spezifische Kompetenz ist, Erfahrungswissen und wissenschaftliches Wissen situativ immer wieder neu zu verknüpfen.