Themenschwerpunkte
Lebensweltorientierung 2020 heißt virreale Sozialräume und Identitäten denken. Der Alltag vieler Menschen lässt sich nicht in getrennten Sphären denken – offline und online, biologisch und technisch. Zugleich findet eine massive Algorhythmisierung dessen statt, was wir rezipieren, mögen, wollen. So entstehen soziale Zusammenhänge aus einem Zusammenspiel menschlicher und nicht-menschlicher (aber menschgemachter) Einflüsse. Global und zugleich bis in unser individuelles Intimstes transformieren laufende Digitalisierungsprozesse Wirtschaft, Politik, Kultur und das Soziale. Soziale Arbeit kann und muss als Mittlerin auftreten „zwischen technischen, statistischen und digitalen Artefakten und deren Wirklichkeitskonstruktion, gesellschaftlichen Logiken und den Fachkräften mit ihren Erfahrungen, Deutungen und Wertvorstellungen“ (Bastian 2018: 79).
Das Ilse Arlt Symposium 2020 beschäftigt sich mit Potentialen der Digitalisierung – im beruflichen Handeln auf den Ebenen Fall, Organisation, Profession und Gesellschaft. Soziale Arbeit hat sich historisch sowohl gesellschaftlichen Gegebenheiten unterworfen wie auch widersetzt. Als Expert*innen für Sozialen Wandel laden wir Professionist*innen ein, im Spannungsfeld von etabliertem Wissen und neuen Potentialen miteinander theoretisches, praktisch-methodisches und best practice Wissen zu diskutieren und darzustellen.
Themenschwerpunkte
Getragen wird die Tagung von der Überzeugung, dass die Profession von morgen nicht mit den Mitteln von gestern entworfen und kartografiert werden kann. Erarbeitete und erkämpfte fachliche Expertisen werden durch Digitalisierung nicht durchgestrichen, sie sind das Fundament einer zukünftigen Theorie und Praxis, welche jedoch von einer neuen Generation umgesetzt werden wird. Jene, die medial und in Forschung gerne als „Generation Z“ oder „i generation“ tituliert werden, warten mit Formen von Multitasking, Networking und Diversifizierung auf, die offenkundig Irritationen auslösen. Aktuelle Studien zeigen, „dass die Generation Z in den meisten Ländern […] stärker davon überzeugt ist als vorherige Generationen, einen Beitrag zu tief greifenden Veränderungen leisten zu können.“ (Bui-Wrzosińska 2019: 17).
Wir bitte daher um Beiträge zu folgenden Themen:
- Welche methodischen und theoretischen Konzepte bedarf es zur –digital unterstützten lebensweltorientierten Arbeit von Menschen in schwierigen Lebenssituationen?
- Wie gelingt Fallverstehen vor dem Hintergrund virrealer Lebenswelten? Wie gelingt kooperative Hilfeplanung mit digitaler Unterstützung?
- Welche Potentiale der professionellen Praxis bieten digitale Lösungen für vulnerable Personengruppen? Welche neuen Problemkontexte entstehen durch Digitalisierung und welche Herangehensweisen scheinen sinnvoll?
- Welche Potentiale bieten Digitale Lösungen Organisationen der Sozialen Arbeit in Dokumentation, Vernetzung, Sicherheit und Sichtbarkeit?
- Best practice: Welches Potential hat in Ihrem Projekt Digitalisierung entfaltet? Was braucht es zur fachlich versierten, hilfreichen Arbeit? Wie geht es weiter?
- Welche Entwicklungspotentiale stecken in der Disziplin Soziale Arbeit hinsichtlich global vernetzter Wissensformen?
- Was kann und muss Soziale Arbeit im Hinblick auf digitale Technologien hier im Bereich der Demokratieförderung beitragen? Wie können hier Beiträge zu einem Guten Lebens für alle entwickelt und umgesetzt werden?
- Welchen Herausforderungen stellt die Ausbildung sich und wie kann hier das Wissen der Studierenden selbst dazu beitragen, neue und kreative Herangehensweisen zu etablieren?