Workshops
FH-Prof. DSA Mag. (FH) Alois Huber | Fachhochschule St. Pölten & Betriebssozialarbeiter bei der voestalpine Krems GmbH und voestalpine Krems Finaltechnik GmbH
DSA Mag. (FH) Susanne Nestler | Geschäftsführerin in der voestalpine HR Services GmbH
Die betriebliche Sozialarbeit in Österreich hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen und wird als wichtiger Bestandteil der betrieblichen Gesundheitsförderung und des betrieblichen Personals und Sozialmanagements angesehen. Auch der Aspekt des „Employer Brandings“, die Bindung von Mitarbeiter*innen an die Unternehmen somit auch deren Fürsorgepflicht und die aktuelle Situation des akuten Arbeitskräftemangels, ist von Relevanz.
In Österreich gibt es zahlreiche Unternehmen, die betriebliche Sozialarbeit anbieten. Diese unterstützt vorrangig Mitarbeiter*innen bei beruflichen, persönlichen, familiären oder emotionalen Problemen und bietet u.a. Unterstützung bei der Bewältigung von Krisen.
Wie in Deutschland und in der Schweiz, wo es berufliche Zusammenschlüsse von Sozialarbeiter*innen schon lange gibt ist klar, dass die betriebliche Sozialarbeit ein essentieller Bestandteil des Berufes ist.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die betriebliche Sozialarbeit in Österreich eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Arbeitnehmer*innen spielt und auch in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird. Die Wichtigkeit der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz wird weiter zunehmen und auch die Digitalisierung sowie die zunehmende Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsplatz stellen neue Herausforderungen dar.
In diesem Workshop soll die Situation der betrieblichen Sozialarbeit in Österreich betrachtet und analysiert werden. Im Speziellen wird die betriebliche Sozialarbeit bei der voestalpine AG am Standort Krems vorgestellt.
Claudia Sempoch, Bakk.phil & Brigitte Heller | Verein Lichterkette – Betroffenenvertretung für Menschen mit psychischer Erkrankung
Zum Thema Arbeit gibt es unterschiedliche Vorstellungen, besonders im Bereich der Umsetzung von Arbeit. Christian Wolff definierte 1754 Arbeit als „Verrichtungen, um zeitliches Vermögen zu erwerben“, doch gibt es zwischen der Vorstellung, wie Arbeit funktionieren soll und wie Personen ihre Arbeit umsetzen eine große Kluft in der Realität. Besonders für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung und/oder Behinderung gibt es im Kontext Arbeit viele Hürden und Barrieren. Einem barrierefreien Tagesablauf nachzugehen, bedarf es oft viele Mühen. Die Bedürfnisse von Betroffenen werden dabei nicht oder nur kaum berücksichtigt. Entwickelte Modelle, wie beispielsweise Arbeits-Teilzeitmodelle, stellen häufig mehr Hürden für Menschen dar und erschweren das Nachkommen einer „geregelten“ Arbeit. Barrierefreiheit für Menschen mit psychischer Erkrankung muss nicht nur auf die aktuell vorhandene Beeinträchtigung, sondern auch auf das Vermeiden von potenziell Stress verursachenden Situationen abgestimmt sein, dies betrifft auch den Arbeitskontext. Stigmatisierung von Betroffenen, fehlende firmeninterne Auseinandersetzung sowie schlechte Erfahrungen von Arbeitgebenden mit Betroffenen, führen zu einer stärken Ausgrenzung erkrankter Menschen auf verschiedensten Ebenen (mit den möglichen Folgen von sozialer Isolation, Ausscheiden aus dem Arbeitsleben, Armut, Wohnungsverlust). Eine vertiefende Ausarbeitung von Barrieren im Arbeitsumfeld ist somit ein wichtiger und notwendiger Schritt, um entsprechende Veränderungen zu schaffen. Aufklärung von Unternehmen, Stärkung von sozialen Beziehungen im Arbeitskontext und auf unterschiedlichen Ebenen, Anpassungen vorhandener Teilzeitmodelle sind weitere notwendige Schritte, um betroffenen Personen künftig die Chance einer Arbeit nachzugehen, zu ermöglichen. Denn wie ist es einem Menschen mit psychischer Erkrankung möglich selbstbestimmt zu leben, wenn dieser Mensch keine Möglichkeit hat einer barrierefreien Arbeit nachgehen zu können, um sein Leben selbst zu gestalten und sich dieses auch zu leisten?
Mag. Ernst Tradinik | MENSCHEN & MEDIEN
„Welche Dinge würden Sie mitnehmen, wenn Sie gezwungen wären Ihr zu Hause zu verlassen?“
„Inklusive Medienarbeit ist die elektronische (Radio, Video und ähnl.) Medienarbeit von und mit Menschen mit (Lern-) Behinderung und/oder psychischer Erkrankung. Mit oder ohne Begleitung/Unterstützung von ExpertInnen aus dem (sozial)pädagogischen, kommunikationswissenschaftlichen oder ähnl. (Medien-) Bereichen.“ (vgl. Tradinik, München 2015). Das ist der Ausgangspunkt der Überlegungen, wie man Wissen und Erfahrungen aus der Praxis der inklusiven Medienarbeit sammeln, erforschen, beschreiben, bündeln und weitergeben kann. Das Wort „Arbeit“ steckt in der inklusiven Medienarbeit schon drin. In der Praxis bedeutet dies u.a. die redaktionelle Arbeit, die Arbeit mit oder vor der Kamera, die Arbeit mit Audio- und Videoschnitt, die Arbeit mit Menschen mit (Lern-) Behinderung und/oder psychischer Erkrankung, die Moderation, das Führen von Gesprächen und Interviews, die Arbeit mit der (eigenen) Stimme, die Arbeit mit dem Sprechen. Was kann inklusive Medienarbeit, mit Blick auf das Sprechen, das ins Sprechen kommen (lassen), leisten oder bieten? Was bietet die Arbeit des (freien) Sprechens, zum Beispiel in einer Radiosendung, für die jeweilige Person? Was kann dies für die begleitende und unterstützende Personen einer inklusiven Medienarbeit bedeuten? Ausgehend vom Hören und Sehen praktischer Beispiele, soll diesen und aufkommenden Fragen zur Arbeit des Sprechens in inklusiven Medienarbeiten nachgegangen werden.
**aus organisatorischen Gründen leider abgesagt**
Prof. Dr. Nicole Pötter | Hochschule München
In einer ‚Arbeitsgesellschaft‘ werden Gerechtigkeitsfragen immer auch mit Bezug auf die geleistete Arbeit, in der Regel verkürzt auf den Aspekt der Erwerbsarbeit diskutiert: Einkommen, soziale Absicherung und Status sind an Erwerbsarbeit und berufliche Positionen gekoppelt. Bildung war dabei immer schon eine wichtige Voraussetzung, um bestimmte berufliche Positionen erreichen zu können, ist aber im Zuge der veränderten Anforderungen in der Arbeitswelt und einer Verschiebung der Arbeitsplätze in den Dienstleistungs- und Wissensbereich noch verstärkt ein Indikator für zu erwartenden beruflichen Erfolg bzw. für die Kontinuität und Art der Beschäftigung geworden. Gleichzeitig nimmt die Unsicherheit zu und ‚Normalerwerbsbiografien‘ werden seltener.
Aus heutiger Sicht erscheint es fast befremdlich, dass es Ende der 1970er bis weit in die 1990er Jahre hinein in Deutschland eine Diskussion um die ‚Krise der Arbeitsgesellschaft‘ gegeben hat. Der Soziologe Ralf Dahrendorf löste 1978 die Debatte in Deutschland aus, als er die Frage, die Hannah Arendt in ihrem Buch ‚Vita Activa‘ aufwarf – Was passiert, wenn der Arbeitsgesellschaft die Arbeit ausgeht? – in seinem gleichnamigen Aufsatz aufgriff und diskutierte (vgl. Dahrendorf 1978). Mit den Folgeproblemen einer Arbeitsgesellschaft, die nur noch Teile der Bevölkerung über Erwerbsarbeit integrieren kann, sowie mit möglichen Alternativen, beschäftigten sich neben Dahrendorf weitere namenhafte Wissenschaftler (vgl. z.B. Offe 1984, Gorz 1984, 1994, Castell 2000).
Die Debatte erreichte in den 1990er Jahren auch die Jugendsozialarbeit und Jugendberufshilfe in Deutschland. Vertreter des Fachs wie Franz Josef Krafeld und Michael Galuske forderten eine kritische Auseinandersetzung mit den Normen der Arbeitsgesellschaft und wünschten sich eine Orientierung der Jugendsozialarbeit an der Lebenswelt der Jugendlichen unter Berücksichtigung möglicher Alternativrollen für Jugendliche, die auch bei noch so intensiver Betreuung wenig Chancen auf eine dauerhafte berufliche Integration hatten.
Aber statt des Zusammenbruchs der Arbeitsgesellschaft, wie ihn manch einer in der ‚Krise der Arbeitsgesellschaft‘ voraussah, folgte ihre Stabilisierung und Regenerierung. Mit dem Hinweis auf notwendige Anpassungen setzte sich eine marktliberale Reform des Beschäftigungssystems in Deutschland durch, die den Druck auf den Einzelnen, Leistung zu erbringen erhöhte und die (Erwerbs)Arbeit noch stärker ins Zentrum aller politischen Bemühungen rückte. Tatsächlich hat sich mit dem demografischen Wandel und der anhaltend guten wirtschaftlichen Lage in Deutschland die Diskussion gedreht: Inzwischen steht der Fachkräftemangel ganz oben auf der politischen Agenda. Sozial benachteiligte Jugendliche, Menschen mit Behinderung, Studienabbrecher:innen und Geflüchtete werden nach und nach als Gruppen entdeckt, deren Arbeitskräftepotential man möglicherweise noch nicht ausreichend ausgeschöpft hat und die deshalb durch eine verbesserte Begleitung des Übergangs von der Schule in den Beruf, mehr Inklusion und Sprachförderung für den Arbeitsmarkt fit(ter) gemacht werden sollen.
Aber was bedeutet das für die (Jugend)Sozialarbeit? – Wie kann sie die Ziele der „Qualifizierung, Selbstpositionierung und Verselbständigung“ (BMFSFJ 2017, 463) unter den aktuellen Rahmenbedingungen fokussieren vor dem Hintergrund einer anhaltenden sozialen Bildungs- und Chancenungleichheit?
DSA Mag. Alois Pölzl | B7 Arbeit und Leben
Dort wo Menschen auf das unterste soziale Netz, die Sozialhilfe, angewiesen sind, entsteht hoher Druck, sich zu rechtfertigen und Bemühungen unterschiedlicher Art nachzuweisen. Soziale Arbeit spielt an dieser Schnittstelle zwischen individueller Lebenssituation und gesellschaftlichen Anforderungen an Hilfebedürftige eine historische Rolle. Dabei bewegt sie sich stets zwischen Hilfe und Kontrolle oder, genauer gesagt, im Triplemandat von Klient:in, Gesellschaft und Profession.
Der Workshop blickt anhand von Erfahrungen und Auswertungen einer Organisation die in diesem Handlungsfeld seit mehr als 10 Jahren tätig ist genauer hin. Welche Aktivitäten haben zu welchen Erfolgen geführt – und für wen? Damit können Perspektiven für zukünftiges Handeln im Einzelfall und in der Konzeptionierung von Angeboten deutlich werden. Aber auch die Frage nach Interventionen und Forderungen an Gesetzgebung und Vollzugspraxis ist zu beantworten. Dabei werden wesentliche Merkmale sozialarbeiterischer Ethik und Fachlichkeit reflektiert.
Beobachten wir bei dieser Auseinandersetzung gleichzeitig auch die realen Arbeitsbedingungen Sozialer Arbeit, die durch Rationalisierung und Digitalisierung starke Veränderungen erfährt, ergibt sich ein umfassender Blick darauf, wie Erwerbsarbeit heute ausgestaltet ist und wo die wirksamen Interventionen von Sozialer Arbeit ansetzen können.
Nach einem Input aus der Praxis von 10 Jahren Case Management im Bereich Sozialhilfe und AMS sind die Teilnehmer:innen eingeladen, eigene Erfahrungen und Einschätzungen einzubringen und in einen strukturierten Austausch einzutreten.
Johanna Gabriel, BA & Burkhard Weissl (neunerhaus Peer Campus)
Jan Chlebovec & Laura Wahlhütter (neunerhaus Café)
Mehrfach ausgegrenzte Menschen haben oft lückenhafte Bildungs- oder Arbeitsbiografien, was auf den Arbeitsmarkt als Nachteil angesehen wird. Das betrifft u.a. Menschen, die Wohnungslosigkeit erfahren haben, Menschen mit Migrationshintergrund oder Fluchterfahrung, Suchterkrankungen oder psychischen Erkrankungen. Dies erschwert die (Re)Integration in die Arbeitswelt und den damit verbundenen Zugang zu einem gesicherten Einkommen, Versicherung, Aufenthaltstitel, etc.
Mit seinem innovativen Zertifikats-Kurs „Peers der Wohnungslosenhilfe“ schafft der neunerhaus Peer Campus Zugang zu einem kostenlosen Bildungsangebot für (ehemals) wohnungslose Menschen, das sie mit Kompetenzen und Fähigkeiten für den ersten Arbeitsmarkt ausstattet. Ausgebildete Peers, die in Sozialorganisationen der Wohnungslosenhilfe und anderen Bereichen angestellt werden, erkennen, dass Abbrüche im eigenen Leben versteckte Kompetenzen in sich bergen und lernen ihr Erfahrungswissen zu aktivieren. Das ermächtigt sie auf einer individuellen Ebene, ihr Erfahrungswissen ist aber auch auf einer strukturellen Ebene transformierend. Der Peer Campus zeigt auf, wie man gemeinsam mit relevanten Kooperationspartner*innen und Arbeitgeber*innen Maßnahmen umsetzen kann, um Rahmenbedingungen für diese Transformation zu schaffen.
Peer-Mitarbeiter*innen können ihr reflektiertes Erfahrungswissen verwenden, um andere Menschen bei der Arbeitssuche zu unterstützen. Dieses Erfahrungswissen ist eine Form von Expert*innenwissen, das sich aus der Verbindung der eigenen reflektierten Lebenserfahrung mit Fachwissen entwickelt und ist eine Kernkompetenz von Peers. Im Workshop wird u.a. ein aktuelles Peer-Angebot im neunerhaus Café vorgestellt, das bei der Arbeitssuche (Erstellung von Lebensläufen, Online-Bewerbungen, etc.) unterstützt, um Menschen den Zugang oder Wiedereinstieg ins System zu erleichtern. Dieses Pilotprojekt ergänzt die breitere Arbeit zum Thema Arbeitsmarktintegration, die das interdisziplinäre Sozialarbeits- und Peer-Team im Café leistet.
In diesem interaktiven Workshop, der von Peer-Mitarbeiter*innen gemeinsam mit anderen neunerhaus Berufsgruppen geleitet wird, werden wir reflektieren und diskutieren, was auf individueller, organisatorischer und systemischer Ebene erforderlich ist, um strukturelle Veränderungen zu erreichen. Nur so können Menschen mit diversen Arbeits- und Bildungsbiographien nachhaltig das Bild des Arbeitsmarktes verändern.
Publikation: „PEER We are!“
https://www.neunerhaus.at/fileadmin/user_upload/downloads/nhPeerCampusaEUR_publikation_rz-online.pdf.
Jürgen Binder, BA & Dr.in Martina Könighofer | arbeit plus NÖ
Wer nicht mit der Digitalisierung standhalten kann, wird zur Randgruppe. Auf Arbeitsuchende hat dies besonders gravierende Auswirkungen. Noch nie ein E-Mail geschrieben? Schwierigkeiten beim Upload des Fotos im Internet-Bewerbungsformular? Die Chancen für den neuen Job schmelzen dahin.
In sozialen Unternehmen sollten die Schlüsselarbeitskräfte (SAK) die digitale Inklusionsarbeit. Sie sind der Dreh- und Angelpunkt für die erfolgreiche Einbindung der Zielgruppe in den Prozess der Digitalisierung. Sie sind die Multiplikator:innen, die langfristig Auswirkungen auf eine Vielzahl von Klient:innen habe.
Eine Verantwortung, die oft – verständlicherweise – als zusätzliche Belastung zum bereits stressigen Arbeitsalltag wahrgenommen wird. Für die erfolgreiche Inklusionsarbeit benötigt es deswegen die maximale Unterstützung von SAK in sozialen Unternehmen.
Im Projekt digi+ wurde aus diesem Grund die „Digitale Werkzeugkiste“ geschaffen. Es handelt sich dabei um eine LMS-Internetseite (Learning Management System). Sie behandelt in Modulen die wichtigsten Themen der Digitalisierung in niederschwelliger Form und kann von SAK bei der Vermittlung verwendet werden. Auch die Verwendung im Selbststudium durch Klient:innen ist vorgesehen.
Die Inhalte wurden mit besonderem Augenmerk auf Menschen mit sehr geringen Kenntnissen erstellt. Nach Absolvierung der Module können Zertifikate als Lernerfolg heruntergeladen und bei der Bewerbung verwendet werden.
Der Workshop behandelt das Thema Digitalisierung in sozialen Unternehmen in seinen Fragestellungen und Grundlagen. Danach erfolgt eine Vorstellung der „Digitalen Werkzeugkiste“ und einige praktische Szenarios, in denen die Teilnehmenden die Rolle von Klient:innen einnehmen.
Im Anschluss daran soll im Plenum über die „digitale Werkzeugkiste“ und das Thema allgemein diskutiert und neue Wege zur digitalen Inklusion besprochen werden: Wie kann das Thema auf andere Arten pragmatisch vermittelt werden? Welche Wege kennen die Teilnehmenden bereits aus eigener Erfahrung? Was fehlt bei der „digitalen Werkzeugkiste“? Wie können SAK noch besser unterstützt werden? Wie kann man auf die verschiedenen Abwehrhaltung eingehen? Welche niederschwelligen Tools sind empfehlenswert?
Der Vortragende ist für sämtliche Inhalte der „Digitalen Werkzeugkiste“ verantwortlich und verfügt über mehrjährige Erfahrung in der Vermittlung von Digitalisierung in verschiedensten sozialen Unternehmen.
Link: https://werkzeugkiste.arbeitplus.at/
Thomas Truppe, MA | EHS-Dresden
Ziel des Workshops ist die Reflexion von gesellschaftlichen und individuellen Wertvorstellungen anhand des Begriffes Arbeit. Der eigene Sinnhorizont (Gadamer 2010) über das Verständnis von Arbeit bildet dabei den Ausgangspunkt. Nach einem kurzen theoretischen Input werden, anhand von empirischem Datenmaterial, andere Sinnhorizonte zu Arbeit rekonstruiert und erörtert.
Der Workshop richtet sich an Praktiker*innen, Wissenschaftler*innen und interessierte Personen, die sich auf theoretische Konzepte, empirische Falldarstellungen und eine kritische Diskussion über das Verständnis von Arbeit einlassen möchten.
Die inhaltliche Grundlage für den Workshop bildet das Dissertationsvorhaben „Sucht und Arbeitslosigkeit – Eine empiriebasierte Erörterung zu Deutungsmustern“.
Die angestrebte Dissertation ist eine empiriebegründete Disputation zum Themenfeld „Sucht“ im Kontext von „Arbeitslosigkeit“. Beide Felder werden sowohl selbstbezüglich als auch hinsichtlich ihrer scheinbaren Zusammengehörigkeit kritisch gesichtet. „Süchtig“ und „arbeitslos“ zu sein sind zwei Zuschreibungen. Im Zuge des Promotionsverfahrens werden diese zwei Zuschreibungen und deren Einflüsse auf die Lebensgeschichte von Menschen in Österreich untersucht. Nicht die Auswirkungen einer Substanz, sondern das persönliche Erleben soll dabei in den Vordergrund treten.
Zwei Grundannahmen bilden den Ausgangspunkt. Einerseits, dass sich gesellschaftliche Mechanismen in biographischen Erzählungen widerspiegeln. Andererseits, dass gesellschaftliche Mechanismen anhand biographischer Erzählungen nachvollzogen werden können. Ziel der Arbeit ist, Erklärungsmodelle für die praktische als auch die theoretische Anwendung zu generieren, um besser verstehen und agieren zu können: Beim Verstehen geht es darum, wie Menschen Gesellschaft erleben und wie sie sich aufgrund dieses Erlebens selbst in dieser Gesellschaft verorten. Der theoretische Bezugsrahmen, Konzepte des Verstehens zu erarbeiten, lehnt sich an Oevermanns (1973) Verständnis von Deutungsmustern an. Das Agieren bezieht sich auf Maßnahmen von professioneller Hilfe. Auf der Grundlage des in der Forschung erarbeiteten Konzeptes von Verstehen sollen Aspekte der Inszenierung von Sucht bzw. Hilfsangeboten reflektiert werden.
Quellen:
Gadamer, Hans-Georg. Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik. Mohr Siebeck, 2010
Oevermann, Ulrich (1973): Zur Analyse der Struktur von Deutungsmustern In: Sozialer Sinn, 2003
Mag. (FH) Matthias Zuser | GESA
Krista Susman | zb – zentrum für beratung, training & entwicklung
Ulrike Putz-Alb | Verein Hebebühne
Seit den Anfängen der experimentellen (aktiven) Arbeitsmarktpolitik in den 1980er Jahren zählen – neben Sozialökonomischen Betrieben – Beratungs- und Betreuungsangebote zu jenen Instrumenten, die erwerbsarbeitslose Menschen dabei unterstützen, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und ihnen den (Wieder-)einstieg in ein reguläres, regelmäßiges Erwerbsleben zu ermöglichen. Die sogenannten „BBEs“ (arbeitsmarktbezogene Beratungs- und Betreuungseinrichtungen) sind vom Arbeitsmarktservice geförderte Soziale Unternehmen, die individuelle und maßgeschneiderte Leistungen für vom Arbeitsmarkt benachteiligte Menschen anbieten.
Dass „Beratung Wirkt“ ist demnach ein lange erprobtes Konzept, dessen Erfolg eigentlich auf der Hand liegt: denn nur wer hinlänglich über Perspektiven und Möglichkeiten informiert ist, wer Unterstützung bei der Stabilisierung seiner Lebenslage erfährt, kann „job-ready“ sein.
Insbesondere Langzeiterwerbsarbeitslose sehen sich häufig mit multiplen Problemlagen konfrontiert. Sie reichen von psychischen oder physischen Belastungen über Verschuldung, mangelndes Selbstbewusstsein bis hin zu akuten Krisen oder Gewalterfahrungen. Um diesen Herausforderungen – die sich besonders angesichts der Covid-19 Pandemie, aktueller geopolitischer Dynamiken, Teuerungen, etc. häufen – adäquat zu begegnen, braucht es prozessorientierte, ergebnisoffene Beratungsansätze.
Im Kontext arbeitsmarktpolitischer Projekte stehen solcherlei psychosoziale Beratungsansätze allerdings häufig auf dem Prüfstand, zumal sie Bewertungen in blanken Zahlen und standardisierten (Wirkungs-)messungen oft nicht entsprechen – und eigentlich gar nicht entsprechen können. Denn diese Ansätze verlangen mehr zeitliche Ressourcen, die sich nur schwer in die immer enger werdenden bürokratischen Korsetts zwängen lassen, Erfolge zeichnen sich häufig nicht linear ab, sondern sind vielmehr einer von vielen Faktoren geprägten Dynamik unterworfen.
Im hiermit vorgeschlagenen Workshop diskutieren Vertreter:innen Sozialer Unternehmen aus Niederösterreich gemeinsam mit den Workshop-Teilnehmer:innen, was prozessorientierte Beratung ausmacht, welche Erfolgsindikatoren definiert werden können und wie eine Wirkungsmessung, die den aktuellen komplexen Herausforderungen Rechnung trägt und entsprechend abbilden kann, wie wertvoll, wichtig und wirksam prozessorientierte Beratung in der Reintegration benachteiligter Meschen in den Arbeitsmarkt ist, aussehen könnte.
Karl A. Immervoll | Katholische Arbeitnehmer:innenbewegung Österreichs
Univ.Prof. DDR. Nikolaus Dimmel | Universität Salzburg
Die Teilnehmer:innen des Symposions „Wege zur sozialen Teilhabe“ im Juni 2022 in St. Pölten waren sich einig: Es braucht einen offenen Diskurs zur sozialen Frage in Österreich. Verschiedene Gesellschafts-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitikmodelle, die jeweils den Anspruch verfolgen menschliches Zusammenleben gerechter zu gestalten, dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Letztlich geht es darum, dass alle Menschen ein gutes Auskommen und damit Leben in gesellschaftlicher Teilhabe haben. In der Enzyklika Laborem exercens von Johannes Paul II. wird Arbeit daher als der Schlüssel für die Soziale Frage bezeichnet. Die herkömmliche Frage in unserer Gesellschaft ist: Was arbeitest Du? Gemeint ist damit in der Regel ein Arbeitsplatz. Und wenn die Antwort positiv ausfällt, dann ist die Frage unter welchen Bedingungen, wie bezahlt usw.? Damit ist die Teilhabe durch Erwerbsarbeit keineswegs sicher gestellt. Es kann förderlich oder stigmatisierend sein. Ohne Arbeitsplatz ist ohnehin Ausschluss gegeben. Denn das heißt weniger soziale Kontakte und weniger Geld, Armutsgefährdung.
Der übliche Vorgang in unserer Arbeitsgesellschaft ist Menschen für Arbeitsplätze „fit“ zu machen. Den umgekehrten Weg hat ein Experiment in den Jahren 2017/18 in Heidenreichstein „Sinnvoll Tätig Sein“ eingeschlagen:
Menschen werden mit ihren Fähigkeiten gesehen. Indem der Druck der Arbeitsvermittlung genommen und gleichzeitig Anerkennung gegeben wird, entsteht eine ganz andere Form der Entwicklung. Rund um die handelnden Persönlichkeiten entstehen neue Strukturen, die häufig auch zu einer neuen (inklusiven) Form der Erwerbsarbeit führen. In jedem Fall bedingt es eine neue Standortbestimmung.
Aktuell wird an einer Weiterentwicklung im Sinne eines „Reallabores“ gearbeitet:
Reallabore dienen dazu, Erfahrungen aus der experimentellen Praxis für die Weiterentwicklung von Technologien, sozialen Praktiken sowie gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen zu nutzen. Sie sind zeitlich und räumlich begrenzte Testräume, in denen innovative Lösungsansätze unter realen Bedingungen erprobt werden und geben die Möglichkeit über einen längeren Zeitraum und einem größeren Aktionsradius einige Schritte weiter zu gehen.
Zur Vorbereitung: Diskussionspapier Reallabor „Inklusive Arbeit“ NÖ
Weiterführende Literatur: Dimmel/Immervoll/Schandl, Sinnvoll tätig sein. ÖGB Verlag 2019
Dr. Peter Gramberg und Anne Lansink | Saxion University of Applied Sciences/Lectoraat Social Work
Das ‚Participatiewet‘ (Teilhabegesetz) ist ein niederländisches Gesetz, das 2015 in Kraft getreten ist. Das Gesetz soll Menschen mit einer Berufsunfähigkeit, Sozialhilfeempfänger und Arbeitssuchende unterstützen. Das Gesetz regelt unter anderem, dass die Kommunen für die Umsetzung des Gesetzes verantwortlich sind. Sie sind verpflichtet, Menschen, die arbeiten können, bei der Arbeitssuche zu unterstützen. Dies kann zum Beispiel durch das Angebot von Ausbildungs-, Schulungs- oder Praktikumsplätzen geschehen.
Die Umsetzung des Gesetzes ist nicht unumstritten. Kritisiert werden die Komplexität des Gesetzes und der damit verbundene bürokratische Aufwand. Es gibt auch Bedenken hinsichtlich der Wirksamkeit des Gesetzes, da die Zahl der Menschen mit einer Beschäftigungseinschränkung, die seit seiner Einführung einen Arbeitsplatz gefunden haben, nicht wie erhofft gestiegen ist.
Die Kommunen haben die Möglichkeit, vorübergehend von bestimmten gesetzlichen Regelungen abzuweichen und Experimente durchzuführen, um die Wirksamkeit des Gesetzes zu erhöhen. Eine Reihe von Gemeinden hat von dieser Möglichkeit bereits Gebrauch gemacht und Experimente durchgeführt. Dazu gehört auch die Stadt Deventer. Im Deventer-Experiment (zwischen 2017 und 2020) erhielten einige der Teilnehmer zwei Jahre lang ein Grundeinkommen ohne Bedingungen für Bewerbungen und Verpflichtungen. Dies bedeutete, dass die Sozialhilfeempfänger selbst entscheiden durften, wie sie diese Zeit ausfüllen wollten, z. B. durch die Teilnahme an Schulungen, Ehrenamt oder die Gründung eines eigenen Unternehmens.
Das Experiment wurde von der FH Saxion begleitet und ausgewertet. Die Auswertung ergab, dass sich die Teilnehmer durch das Grundeinkommen weniger gestresst fühlten und mehr Zeit hatten, über ihre Zukunft und persönliche Entwicklung nachzudenken. Auch waren die Teilnehmer im Durchschnitt nicht weniger aktiv auf dem Arbeitsmarkt als die Kontrollgruppe, die nach den regulären Regeln behandelt wurde. Obwohl die Experimente also positive Ergebnisse brachten, führte es nicht zu Änderungen im Beteiligungsgesetz. Dies liegt zum Teil daran, dass das Experiment nicht repräsentativ genug war, um eindeutige Schlussfolgerungen zu ziehen. Nichtsdestotrotz trug das Experiment zur Diskussion über die Effektivität des derzeitigen Ansatzes des Gesetzes bei und inspirierte die Gemeinden und politischen Entscheidungsträger, weiterhin mit alternativen Formen der Unterstützung zu experimentieren.
Patricia Renner, MA & Mag. Dr. Susanne Binder | Fachhochschule St. Pölten
In diesem Workshop werden die Ergebnisse und Erfahrungen aus der Zusammenarbeit zwischen den Projektleiterinnen, den Studierenden der FH St. Pölten und den teilnehmenden Jugendlichen in einem Forschungsprojekt präsentiert und die Erkenntnisse mit den Workshop-Teilnehmenden diskutiert. Im Lehrforschungsprojekt „Future? Mentoring! Lebensentwürfe und berufliche Perspektiven Jugendlicher nach Abschluss einer Sonderschule oder der Schule mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Übergang von Schule zu Ausbildung – Mentoring als mögliche Ergänzung professioneller, sozialpädagogischer Begleitung“ wurde mit Jugendlichen, die aktuell in einem AFit- (Ausbildungs-Fit) oder Qualifizierungs-Projekt der niederösterreichischen Jugendberufshilfe tätig sind, als Co-Forschende im Forschungsprozess zusammengearbeitet. Mit dem methodischen Forschungsansatz „Photovoice“ haben die Jugendlichen – begleitet von Mentor*innen aus dem Studierenden-Team – erforscht, wie sie ihre Situation in ihrer beruflichen Ausbildung erleben, welche Themen sie beschäftigen und welche Lebensentwürfe, Bedarfe und Erwartungen daraus erwachsen. Die sichtbar gewordenen Themen wurden gesammelt und für die Verbreitung in unterschiedlichen Formaten aufbereitet. Ziel der Forschung und auch der angestrebten Diskussion im Workshop ist, neue Erkenntnisse und Perspektiven darzulegen um anschließend Handlungsoptionen und Empfehlungen für die Ausgestaltung konzeptioneller Rahmenbedingungen für die Jugendberufshilfe zu entwerfen.
**ausgebucht**
Birgit Meinhard-Schiebel | Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger
Unbezahlte Sorgearbeit wird vorwiegend von Frauen geleistet, beginnend mit der Kindererziehung, Familienpflege und Angehörigenpflege. Die unbezahlte Sorgearbeit während des Lebenslaufes hat massive Auswirkungen auf die Pensionsleistungen und führen häufig zu Altersarmut. Wie kann und soll unbezahlte Sorgearbeit bekämpft werden? Was ist ein geregelter Einkommensersatz?
Link: www.ig-pflege.at
**ausgebucht**
Wolfgang Kramer, MSc & Stefanie Schmeiser, BA | Dialog – Individuelle Suchthilfe
Inwieweit ist man mit einer Suchterkrankung arbeitsfähig? Was brauche ich, um meine Arbeitsfähigkeit (wieder)zuerlangen? Wie finde ich mit eingeschränkter Arbeitsfähigkeit eine Arbeit? Wie sollte die Arbeitswelt für Menschen mit eingeschränkter Arbeitsfähigkeit idealerweise aussehen?
Der Dialog – Individuelle Suchthilfe beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit Themen rund um Sucht und Arbeit/Beschäftigung.
Aktuell begleiten wir arbeitslose Menschen mit einer Suchterkrankung auf ihrem Weg zur Arbeitsfähigkeit im Rahmen der BBE „Standfest“. Wir unterstützen bei der Erhaltung der Arbeitsfähigkeit durch Schulungen und Trainings von Mitarbeiter_innen und Transitarbeitskräfte am erweiterten Arbeitsmarkt im Zuge des Angebots „bleib dabei!“.
Aber sollte das Thema nicht schon viel früher ansetzen? Ja und daher liegt ein spezieller Fokus auf der betrieblichen Suchtprävention und auf der Arbeit mit Lehrlingen.
Privatsache Sucht? Der Konsum von Alkohol und anderen Suchtmitteln ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet und macht auch vor dem Arbeitsplatz nicht Halt. Das Ansprechen der Problematik im Betrieb ist ein wichtiger Motivator für eine Verhaltensänderung.
Wo und bei wem liegt hier der Handlungsbedarf und die Verantwortung? Und was tun, wenn der Job schon verloren ist und die sozialen und gesundheitlichen Problemlagen überhandnehmen?
Standfest – im Graubereich der Arbeitsfähigkeit
Seit vielen Jahren beraten und betreuen wir im Rahmen unseres Angebotes „Standfest“ Personen, die suchtkrank und arbeitslos sind. Diese Personengruppe zeichnet sich durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Problemlagen und Belastungen aus. Stabilisierende Interventionen, die zur Verbesserung der psychosozialen und gesundheitlichen Situation und somit zur Erhöhung der Arbeitsfähigkeit beitragen, sind hier gefragt.
Welche Ansätze und Konzepte verfolgen wir? Wer hat hier welche Ziele und was hat das mit Sozialer Arbeit zu tun?
Über diese und ähnliche Fragen werden wir uns im WS austauschen und anhand der Erfahrungen des Standorts „Sucht und Beschäftigung“ die Frage beantworten: Einmal süchtig – nie mehr Arbeit?
Jakob Maierhofer-Wieser, MA & Eva Pavelova | Caritas der Erzdiözese Wien
Für alle Organisationen ändern sich ihre Umweltbedingungen rascher und häufiger. Neue Anforderungen an die Arbeitswelt erfordern neue Arbeitsformen. Um weiterhin so wirksam wie möglich zu sein, startete die gesamte Caritas Wien einen Veränderungsprozess („Teamwork&Du“). Die Caritas Wien entwickelt durch dieses strategische Vorhaben die Art und Weise der internen Zusammenarbeit weiter: Teams erproben Selbstorganisation und die hierarchische Führung wird transformiert, sie gibt Impulse für neue, moderne Kooperationsformen zur Stärkung von Vertrauen und Eigenverantwortung.
Im Bereich der mobilen Pflege Wien sind diese Ansätze sehr weit gediehen: Teammitglieder teilen sich klassische Leitungsaufgaben in Rollen auf, sie wenden neue Formen der Entscheidungsfindung an (Konsent), es gibt regelmäßige Reflexionsräume für Leitungspersonen, soziokratische Prinzipien werden situationsgerecht angewandt, interne Coaches unterstützen die Teams uvm.
Dieser Workshop gibt einen interaktiven Einblick in die Strategie und Praxis im Bereich der mobilen Pflege der Caritas der Erzdiözese Wien. Wir stellen die Ansatzpunkte für den Veränderungsprozess und bisherige Lernerfahrungen vor und testen die Entscheidungsmethode. Anhand der Fragen der Workshop-Teilnehmer:innen diskutieren wir offene Punkte und kritische Perspektiven.
Sabine Letsch-Stockmann | Agile Soziale Arbeit
Raymond Willems | Freier Ingenieur für Nachhaltige Entwicklung
In unserem Workshop erleben Sie exemplarisch eine kreative, erfahrungsbasierte Methode unseres Prototyps „Whole School Transformation and CSX“ des ulab 2x Accelerator-Programms der MIT U School for Transformation. Ergänzend stellen wir unseren Ansatz in seiner Gesamtheit vor und präsentieren erste Ergebnisse.
Im Zentrum stehen Schulen als ‚Lernräume‘ und damit als Keimzellen der großen Transformation und der Verwirklichung der 17 SDGs im Kontext nachhaltiger Bildung sowie zusätzlich als wesentliche ‚Orte‘ innerhalb eines Sozialraums. Die Vorgehensweise orientiert sich an einem Whole School/System Approach mit dem Ziel neben einer Reduktion des negativen Impacts vielmehr positiven Impact zu erschließen und nachhaltige Entwicklung voranzutreiben.
Theorie U wird dabei als Transformationsframework für komplexe Herausforderungen aufgrund des achtsamkeitsbasierten Multi-Stakeholder-Ansatzes genutzt.
New Work dient als sozial-philosophische Utopie mit ihrer Botschaft einer „Arbeit, die man wirklich, wirklich will“, ermöglicht u. a. durch und innerhalb dezentraler, lokaler Gemeinschaften und unter Nutzung eines nachhaltigen, konsumkritischen, technologischen Fortschritts zur ‚Befreiung‘ des Einzelnen.
Im vorliegenden Herangehen wird New Work zusätzlich praktisch anwendbar gemacht anhand ‚kollegialer Führung‘, so dass Organisationsstrukturen zur Umsetzung von Selbstorganisation und damit Empowerment konkret gestaltet werden können.
CSX (Community Supported X/gemeinschaftsgetragen X) deckt die ökonomische Perspektive des Prototyps ab und führt zu Erkenntnissen hinsichtlich der Förderung von Verantwortungsübernahme/Stärkung des Gemeinwesens, Vernetzung, Empowerment/Autonomie/Selbstwirksamkeit und Zugehörigkeit.
Kern der Wissensgenerierung liegt in der Mehrung des Transformationswissens sowie der Nutzbarmachung dieser Ansätze für die Soziale Arbeit, da relevante Schnittmengen innerhalb der theoretischen Bezüge existieren und so deutliche Synergieeffekte auftreten. Verbindende Elemente scheinen u. a. der Mensch als selbsttätiges, lernendes Wesen, das Empowermentkonzept, die positive Psychologie sowie Resilienz zu sein – Basiskonzepte und Theoriebezüge der Sozialen Arbeit. Bei näherer Betrachtung fällt allerdings derzeit auf, dass Soziale Arbeit in diesen Diskursen wenig wahrnehmbar ist bzw. diese in der Praxis scheinbar nicht weitergehend aufgreift.
Darüber hinaus stehen die kritische Reflektion und auch Weiterentwicklung der Disziplin und Profession im Mittelpunkt.