Workshops 2018

Workshop 1 | Raphaela Sprenger-Ursprung – Kooperative Soziale Diagnostik: Notationssysteme gemeinsam nutzen

Das Konzept ‚Kooperative Prozessgestaltung‘ (KPG) wurde an der Hochschule für Soziale Arbeit (Fachhochschule Nordwestschweiz) für die Lehre entwickelt und ist in der Schweiz mittlerweile auch in der Praxis verbreitet. Das generalistische und praxisfeldübergreifende Konzept für professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit beinhaltet ein Prozessgestaltungsmodell und ist methodenintegrativ: Je nach Stand im Unterstützungsprozess sind unterschiedlichste Methoden und Instrumente einsetzbar. Zentral im Konzept KPG ist die darin verankerte Kooperation – sowohl mit Klientinnen und Klienten als auch auf der Fachebene.
Im Workshop werden nach einer kurzen theoretischen Verortung die beiden Notationssysteme ‚Silhouette‘ und ‚Zeitstrahl‘ für die gemeinsame Arbeit mit Klientinnen und Klienten erprobt. Auf Basis dieser Erfahrungen wird diskutiert, welchen Beitrag die Instrumente zur sozialen Diagnostik liefern und wie die Kooperation dabei konkret ausgestaltet werden kann und soll.

 

Workshop 2 | Corinna Ehlers – Philosophie und Methoden der stärken-fokussierten Zielarbeit

Stärkenarbeit ist ein fundamentaler Bestandteil der Sozialen Arbeit und verfolgt das Ziel, Menschen in ihren komplexen Situationen zu unterstützen und sie in ihren Bestrebungen zu fördern. Aber auch um die eigenen Bedurfnisse nicht aus dem Blick zu verlieren, ist Stärkenarbeit und ein gutes Selbstmanagement für professionelle HelferInnen wichtig.
Nach einer Einfuhrung in die Philosophie der Stärkenarbeit werden ausgewählte Strategien der stärkenfokussierten Zielarbeit präsentiert und erprobt. Hierzu zählt das Modell des Stärkenspektrums zur differenzierten Einschätzung von Stärken mit den drei Bereichen:

  • persönliche Charakterstärken,
  • Talente und Fähigkeiten,
  • Bedürfnisse und Interessen (vgl. Ehlers 2018).

Nach einer Stärkeneinschätzung geht es darum, Stärken gezielt zu entfalten und sie handlungsorientiert einzusetzen. Hierfür werden Methoden der Zielarbeit nach dem Zürcher Ressourcen Modell (vgl. Storch & Krause 2017) vorgestellt.

 

Workshop 3 | Michaela Moser – Ist es gut? Ist es richtig? Ethische Entscheidungsfindung in der Fallarbeit

Ethische Entscheidungsfindung ist vor allem Reflexionsarbeit. Sie profitiert von der Beratung mit anderen und sich daraus ergebender vielfältigen Perspektiven. Gut stukturierte Vorgangsweisen und diskursfördernde Settings können zur Stärkung ethischer Kompetenz und zur Weiterentwicklung eines berufsspezifischen Ethos beitragen, „das in den alltäglichen Handlungen präsent und wirksam ist und gleichwohl offen bleibt für neue Erkenntnisse und Entwicklungen im Berufsfeld“ (Großmaß und Perko 2011,32).
Ausgehend vom Konzept des „Ethical Reasoning“ nach Großmaß und Perko wird zunächst die  Bedeutung ethischer Reflexion als Ressource für die Praxis Sozialer Arbeit diskutiert. Danach werden mehrere Methoden und Settings (Dilemma-Café, Kreisgespräch, soziokratische Entscheidungsfindung, Forumtheatermethoden …) vorgestellt und exemplarisch geübt.

 

Workshop 4 | Ivo Gutleben – Datenschutz in Sozialeinrichtungen

Datenschutz ist 2018 eines der am heißesten diskutierten Themen in Organisationen in der gesamten Europäischen Union und macht auch vor sozialen Einrichtungen nicht Halt. Grund dafür ist die Datenschutzgrundverordnung, welche am 25.05.2018 in Kraft getreten ist. Spätestens mit der DSGVO ist Datenschutz aber kein reines IT-Thema mehr, sondern wird neben den MitarbeiterInnen vor allem von den LeiterInnen getragen. Doch wie schule ich meine MitarbeiterInnen bezüglich ihrer KlientInnen-Kommunikation? Wie mache ich meine Verwaltung DSGVO fit? Wie stelle ich sicher, dass meine IT wirklich sicher ist und die Daten meiner KlientInnen geschützt sind?
In diesem Workshop bringen wir ihnen die relevanten Punkte des Datenschutzes im speziellen Bezug auf die DSGVO näher und klären gemeinsam auch die letzten Unsicherheiten.

 

Workshop 5 | Gabriele Hödlmöser & Beatrix Steinhardt – System Familie

Familien als Systeme zu betrachten, die meistens gut genug aber auch gefährdend funktionieren können, ermöglicht eine spannende Reise mit Menschen und ihren Angehörigen, ein Entdecken ihrer Ressourcen und ein Finden ihrer zutiefst eigenen Lösungen. Im Erschließen von generationenübergreifenden Themen, Loyalitäten, gesellschaftlich relevanten Zusammenhängen und kulturellen Kontexten ergeben sich oft überraschende Hypothesen.
Die Beobachtung der Interaktion der Familienmitglieder ist ein weiterer Schlüssel für ein Verstehen der Muster, und eine unbedingte Notwendigkeit für Interventionen, die Veränderungsprozesse in Gang setzen können. Mit sicheren Haltungen, ehrlichem Interesse und unbedingtem Respekt vor den Menschen, die bei uns Hilfe suchen, gelingt es oft Familiensysteme so zu „verstören“, dass sie sich darauf einlassen können, auf ihrer Reise neue Wege zu gehen.

 

Workshop 6 | Nicole Walzl-Seidl – „… und wie weiter?“ oder der Erkenntnisgewinn partizipativer Forschungspraxis

Wie in der Einleitung zur Tagung ersichtlich, werden in der Sozialen Arbeit Ansätze forciert, die eine passgenaue Unterstützung verfolgen. Es kommt zur Anwendung von Instrumenten, mit deren Hilfe Adressat_innen ihren Hilfeprozess mitgestalten und –steuern können sollen. In der praktischen Umsetzung bedeutet dies, dass die Adressat_innen und Fachkräfte am Design der Hilfen, deren Überprüfungen wie auch an der Dokumentation zu beteiligen sind und die Ergebnisse für alle Beteiligten nützlich und prozessorientiert rück- bzw. einfließen sollen.
Im Workshop werden Anwendungsbeispiele aus der Praxis mit Fokus auf Wirkungsorientierung und Traumasensibilität vorgestellt, Tools unter den Teilnehmer_innen erprobt und ein mögliches Weiterarbeiten mit den Ergebnissen diskutiert.

 

Workshop 7 | Barbara Rieder & Magdalena Vigl – Sozialdiagnostische Verfahren in der Offenen Jugendarbeit 

Wir widmen uns im Workshop dem Thema von sozialdiagnostischen Verfahren in der Offenen Jugendarbeit. Wie gestalten sich Beratungssettings im niederschwelligen Bereich? Was sind die Besonderheiten? Wir befassen uns mit der praktischen Anwendung von Verfahren. Vorgestellt werden ausgewählte Instrumente, die wir anhand von Übungen und Rollenspielen erproben und diskutieren, wie z.B. das IC4 (Inklusionschart) adaptiert für die Jugendarbeit und Tools aus der Black Box Diagnostik.

 

Workshop 8 | Myassa Kraitt – 5 Säulen der Identität: Arbeit mit radikalisierten Jugendlichen und deren Angehörigen

Mediale Debatten über Radikalisierung fokussieren sich einseitig auf junge, männliche und migrantische Personengruppen. Spätestens im Sommer 2014 dominiert das Thema Salafismus den medialen und politischen Diskurs über Radikalisierung. Der Diskurs über islamistische Radikalisierung wirkt oftmals wie ein nebulöses Terrain, geprägt von der schillernden Unschärfe verwendeter Fachausdrücke wie Islamismus, Politischer Islam oder Salafismus. Ziel des Vortrages ist es Reflexions- und Diskussionsräume jenseits kulturalisierender und essentialisierender Zugänge über islamistische Radikalisierung zu eröffnen. Mit dem praxisorientierten Fünf-Säulen-Modell der Identität von Hilarion Petzold werden multidimensionale Zugänge und Unterstützungsstrategien auf psychosozialer Ebene erörtert und diskutiert.

 

Workshop 9 | Peter Pantuček-Eisenbacher & Peter Lüdtke – Kooperative Diagnostik mit dem IC4

Das Inklusions-Chart, das nun bereits in seiner 4. Verbesserten Version vorliegt, ist das Ergebnis eines nun schon mehr als 10 Jahre andauernden Entwicklungsprozesses mit PraktikerInnen. Es ist bestens geeignet, um die soziale Situation,die Ressourcen und Möglichkeiten gemeinsammit den KlientInnen zu erheben und auf dieser Basis mit ihnen zu diskutieren, was realistische Ziele für ihre Zukunft sind.
Im Workshop lernen Sie das Instrument kennen und üben die Arbeit damit. Anwendungsfragen werden beantwortet und diskutiert.

 

Workshop 10 | Paul Schober & Margot Cammerlander – SymfoS – Symbols for Success: Sozialdiagnostische Vereinbarungen mit Symbolen

Im Rahmen des Erasmus+ Projekts SymfoS – Symbols for Success wurden verschiedene Interventionen mit Symbolen entwickelt, die zur generellen Zielklärung dienen und speziell die Berufs- und Bildungsberatung unterstützen. In einem klar festgelegten Prozess erarbeiten die Klient*innen ihr eigenes „Bild“ der Situation, erklären dies der Beraterin sowie – falls im Setting möglich – einer Peergroup. Danach werden Sachfragen geklärt, es erfolgt ein Feedback zur Wahrnehmung und danach werden Hypothesen formuliert, die in einem Folgeschritt mit den Klient*innen abgeglichen werden. Den Abschluss bildet ein Aktionsplan für die weiteren Schritte.
Im Rahmen des Workshops soll das Basis-Clearing im Rahmen eines „Show-Counsellings“ vorgestellt werden und weitere Interventionen an Tischen präsentiert werden. Nach dem praktischen Teil ist eine moderierte Fragenrunde geplant.

 

Workshop 11 | Bernd Rohrauer, Stefan Wallner & Florian Zahorka – „Sie haben Ihr Ziel erreicht!“ Navigation durch die Soziale Landschaft mittel GPS-basierter Kartentools

Geographische Informationssysteme spielen in der vernetzten digitalen Welt eine zunehmend größere Rolle. Auch in der Sozialen Arbeit wächst die Einsicht, dass die zunehmende Komplexität der Hilfsangebote und gleichzeitige Fluktuation von bestehenden Angeboten neue
Zugänge für die Diagnostik erforderlich machen. Bestehende Herangehensweisen erscheinen vor diesem Hintergrund als anachronistisch, redundant und wenig effizient (bspw. selbst erstellte Excel Listen, Word Listen).
Ziel des Workshops soll es sein, sich mit den Möglichkeiten neuer digitaler Tools praktisch auseinander zu setzen. Anhand zweier Projekte (http://soziale-landschaft.at & http://zahorka.at/gis) werden Fallbeispiele bearbeitet und somit die Funktionalität und Usability thematisiert. Die gemeinsam gewonnenen Erkenntnisse dienen u.a. der Weiterentwicklung der Tools.

 

Workshop 12 | Christine Haselbacher –  Diagnose auf den Punkt gebracht. Sorgeformulierung als „Methode“

Die Sorgeformulierung ist methodischer Ausgangspunkt des Verfahrens zum Familienrat und weiterer Konferenzmodelle. Ihre Kernelemente sind beschreibbare Fakten und Beobachtungen, Verständnis für die Problemlagen, eine Ressourcensammlung und positive Erwartungshaltung, sowie ein klarer Auftrag und strikte Lösungsabstinenz. Damit kann der Entscheidungsfindungsprozess, auch in Zwangskontexten gut an die erweiterte Familie übergeben werden. Essentiell sind eine klare verständliche Sprache und das Zutrauen der Sozialarbeiter*in.
Der Workshop versteht sich als Schreibwerkstatt, bestenfalls für von den Teilnehmer*innen eingebrachte Fälle.

 

Workshop 13 | Ursula Zeisel, Wolfgang Kramer & Florentina Astleithner – „Chacun a son Gout“ – Jede*m nach seinem*ihrem Geschmack

Die ambulante Suchthilfeeinrichtung „Verein Dialog“ betreut im Jahr rund 6500 Personen. JedeR von diesen hat individuelle Wünsche und Fragen. Finanziert wird die Arbeit durch 11 unterschiedliche Geldgeber. Und auch jeder von diesen hat unterschiedliche Erwartungen und Anforderungen. Um all den Anforderungen und den Bedürfnissen gerecht zu werden erstellen wir laufend Berichte und Maßnahmenpläne. Welches Bild von KlientInnen vermitteln wir, wenn man diese nur durch die Dokumentationsanforderung oder ein Schriftstück betrachtet, an Fördergeber und Öffentlichkeit? Wie kommen wir zu Entscheidungen, z.B. ob wir die passende Einrichtung für einE KlientIn sind? Wir wollen unsere Arbeit in diesem Bereich präsentieren und uns damit auseinandersetzen, was hilfreich ist, gleichzeitig aber auch kritisch hinterfragen, welches Bild von SuchtklientInnen wir durch unsere Aussagen transportieren. Auch die Außensicht soll gezeigt werden – wie wird diese Entscheidung von einer Metaebene aus betrachtet?

 

Workshop 14 | Martin Zauner – Wie wird eine Situation zum Fall?!

Als Gäste, Bewohner*innen, Kund*innen, Besucher*innen und/oder Klient*innen bezeichnen wir die Menschen die unsere Dienstleistung in Anspruch nehmen. Wenn wir uns in Folge über erlebte (Konfklikt-)Situationen austauschen, sprechen wir zumeist von „Fallbesprechungen“. Unter dem Motto: „Begriffe schaffen Wirklichkeiten und Wirklichkeiten schaffen Begriffe!“ widmen wir uns in diesem Workshop der Entstehung und den Dimensionen eines Falles in der Sozialen Arbeit.

 

Workshop 15 | Alexander Grohs – Ressourcen-Risiko-Inventar – Soziale Diagnostik in der deliktorientierten Straffälligenhilfe

Auf einer Fachtagung 2010 wurde entschieden, bei Verein NEUSTART ein neues Instrument zur verbesserten Unterstützung der Erstellung einer psychosozialen Diagnose entwickeln zu lassen. Nach einer Überprüfung der gängigen Instrumente durch interne Arbeitsgruppen fiel 2012 die Entscheidung zur Entwicklung eines eigenen Instrumentes, basierend auf dem RNR-Modell (Risk-Needs-Responsivity; Andrews&Bonta, 2010), welches 2015 flächendeckend in Österreich eingeführt wurde. Die Ergebnisse des RRI sollen Grundlage für die Interventionsplanung der Sozialarbeiterinnen sein. Neben den Risikobereichen sollen Bedarfsfaktoren und erstmalig auch Ressourcen sichtbar gemacht werden.
Im Rahmen des Workshops wird auf die inhaltlichen Schwerpunkte und deren Konnotation untereinander, sowie auf die Einbettung des Systems in das Betreuungssetting in der Straffälligenhilfe eingegangen.