Workshops am 25. September 2014, FH St. Pölten
Workshop 1 Gesundheitsmediation
Mag.a Marie-Christine Prantner und Mag.a Gudrun Moser-Reisinger, Praxis für Konfliktlösung, Wien
Da schwere Erkrankungen wie Krebserkrankungen meist nicht nur zu einer Beeinträchtigung der Körperfunktionen, sondern auch zu einer Minderung des psychischen Wohlbefindens und des sozialen Lebens führen, betrifft die Nachricht von der Erkrankung neben den PatientInnen das gesamte Familiensystem: Partner, Eltern, Kinder und auch Freunde des Patienten sind mitbetroffen. Mitunter kommen Angehörige mit der durch die Erkrankung veränderten Situation schlechter zurecht als der Erkrankte selber. Damit Genesung und/oder Pflege bestmöglich gewährleistet werden können, sollen in erster Linie Familienkonflikte aus dem Weg geräumt werden. Der Grund: Je schwerer und bedrohlicher die Erkrankung, desto wichtiger ist die kommunikative Interaktion zwischen Betroffenen (Erkrankte und ihre Familie) und den Ärzten.
Workshop 2 Family Group Conference und der Familienrat. Eine Einführung
FH-Prof.in DSA Mag.a (FH) Christine Haselbacher und DSA (FH) Michael Delorette, FH St. Pölten
„Widen the circle and ask the family“ sind Aufforderungen zur Aktivierung von Netzwerken in Entscheidungsfindungsprozessen und darüber hinaus. Das Verfahren Family Group Conference stammt aus Neuseeland und rückt die Beteiligung der Familie sowie der Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt. Menschen haben ein Recht auf ihre eigenen Probleme und also auch ihre eigenen Lösungen. Die Antworten liegen oft inmitten des Familien- und Freundeskreises. Das hat Konsequenzen für die HelferInnen und die Soziale Arbeit. Haben sie das Zutrauen in die Fähigkeiten und Möglichkeiten der erweiterten Familie, in ungewöhnliche Ideen und Ergebnisse? Das Verfahren, seine Haltungen und Einflussfaktoren werden vorgestellt, ein Überblick über die Entwicklungen in Österreich und Europa wird gegeben.
Workshop 3 Sozialnetz-Konferenz in der Bewährungshilfe
DSA Hansjörg Schlechter, Petra Spick, Edeltraud Lechner-Schlager, NEUSTART
Die Sozialnetz-Konferenz ist eine Versammlung der „Familie“ in einem weiten Verständnis; dazu gehört nicht nur die Kernfamilie (Vater, Mutter, Geschwister) sondern auch Oma, Opa, Tanten, Onkeln, Stiefväter, Stiefmütter sowie weitere Verwandte, Freunde und Freundinnen und Nachbarschaft, aber auch professionelle UnterstützerInnen und BetreuerInnen in einer Gemeinde, um dem/der Jugendlichen dabei zu helfen, Lösungen und Entscheidungen in schwierigen Lebenssituationen zu treffen oder um dem/der Jugendlichen die Chance zur Entschuldigung und Wiedergutmachung zu geben. Nicht Profis finden die Lösung, sondern die Betroffenen selbst.
Workshop 4 KlientInnen.Partizipation und Selbstverbreitung
Aloisia Ziras, Helene Rieger-Heiberger, Thomas Mannsbarth, Mitglieder des KlientInnen-Beirats, FH St. Pölten, Moderation: FH-Prof.in Mag.a Dr.in Monika Vyslouzil, FH St. Pölten
Seit 2013 gibt es an der FH St. Pölten einen KlientInnen-Beirat. Dieser wird vom Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung organisiert. Mehr als 20 SelbstvertreterInnen, KlientInnen und UnterstützerInnen sind darin vernetzt.
Link zum Bericht des ersten Treffens
Workshop 5 Gestaltungskompetenz und Selbstwirksamkeit stärken. Beteiligung gelingen lassen
Dr.in Martina Handler, ÖGUT
Wann wollen sich Menschen an Entwicklungsprozessen, an politischer Entscheidungsfindung beteiligen und was brauchen sie, damit sie es auch können? Wie können die Lust am Mitgestalten des Gemeinwesens geweckt und die Fähigkeiten dazu gestärkt werden? Wie müssen Beteiligungsprozesse gestaltet sein, damit sie möglichst vielen Menschen die Chance bieten teilzunehmen? In diesem Workshop geht es darum, das Verständnis von Demokratie als kollektivem Aushandlungs- und Lernprozess zu vertiefen, Kommunikation und Beteiligung noch bewusster gestalten zu können und einige unkonventionelle Beteiligungsformen kennenzulernen.
Workshop 6 Demokratie 3.0 Unterwegs zu neuen Entscheidungskulturen
FH-Prof.in Dr.in Michaela Moser, FH St. Pölten
Wie gut Menschen in all ihrer Vielfalt gemeinsam leben und Welt gestalten können, hängt auch von der Qualität ihrer Entscheidungsprozesse ab. Neue Entscheidungsverfahren, z.B. soziokratische Entscheidungsprozesse oder Systemisches Konsensieren weisen den Weg zu minderheitenfreudlichem Entscheiden mit zufriedenstellenden Ergebnissen für viele. Zusätzlich liefern sie Impulse für demokratiepolitische Entwicklungen und Innovationen jenseits des repräsentativen Systems mit Mehrheitsentscheid. Im Workshop werden partizipative Entscheidungsverfahren vorgestellt und „ausprobiert“. Im Anschluss werden Potential und Notwendigkeit neuer Entscheidungskulturen für demokratische Prozesse in Organisationen und Institutionen unterschiedlicher Größe und Dimension diskutiert.
Workshop 7 Partizipative Theaterarbeit
Mag. Dr. Michael Wrentschur, Universität Graz und InterACT
Partizipative Theaterformen wie das Forumtheater und Legislatives Theater regen vielschichtige soziale und politische Partizipationsprozesse von AdressatInnen der Sozialen Arbeit an, beziehen die gesellschaftliche Öffentlichkeit interaktiv mit ein und überwinden über theatrale Dialogveranstaltungen die Kluft zwischen den Lebenswelten und Anliegen von Betroffenen zu politischen EntscheidungsträgerInnen. Neben praktischen Übungen und theoretischen Überlegungen wird im Workshop besonders auf das partizipative Theaterprojekt „Stopp: Jetzt reden wir!“ eingegangen, das im Zuge des EU-Social-Progress Projekts „ALEN“ mit jungen Erwachsenen in sozial benachteiligten Lebenslagen realisiert wurde. EinE ProjektteilnehmerIn wird dazu seine/ihre Erfahrungen im Projekt einbringen.
Workshop 8 Partizipation und Social Media
Mag. David Röthler, Salzburg
Beteiligung gehört zu den wesentlichen Prinzipien von Social Media. Ohne Partizipation würden Wikipedia, Youtube, Facebook und zahlreiche andere Angebote nicht funktionieren. Diese und andere Werkzeuge haben das Potenzial, Beteiligung und selbstbestimmtes Engagement zu fördern. Im Workshop werden wir auch auf weitere niederschwellige Tools, wie z.B. kollaborative Texteditoren und Whiteboards, eingehen und gemeinsam ausprobieren. Wir werden u.a. folgende Einsatzmöglichkeiten diskutieren:
- Verbesserung der Kommunikation zwischen KlientInnen
- Neue Formen der Zusammenarbeit zwischen KlientInnen und SozialarbeiterInnen
- Sichtbarmachung von sozialen Herausforderungen
- Wege zur politischen Partizipation
Workshops am 26. September 2014
Workshop A Aussöhnung und Wiedergutmachung in Sozialnetz-Konferenzen aus TäterInnen- und Opfersicht
DSA Georg Wieländer, Gerald Ehmann, NEUSTART
Zur Sozialnetz-Konferenz, bei der es um Wiedergutmachung geht, treffen sich der/die jugendliche TäterIn, dessen/deren Familie, Verwandte und sowie Sie als das durch die Tat geschädigte Opfer und ihre UnterstützerInnen. Bei der Sozialnetz-Konferenz werden die Tat und ihre Folgen für das Opfer besprochen. Dabei werden Wege gesucht, wie der/die jugendliche TäterIn Verantwortung übernehmen und Dinge wiedergutmachen kann. Bei der Konferenz haben die Opfer die Möglichkeit, eindringlich dem/der jugendlichen TäterIn darzustellen, was seine Tat bei Ihnen angerichtet hat und ihm sein Verhalten vor Augen zu führen. Sie erhalten die Gelegenheit ihre Vorstellungen von Wiedergutmachungsleistungen dem/der TäterIn und dessen Familie zu übermitteln. Bei der Sozialnetz-Konferenz geht es nicht wie bei Gericht um Schuld und Sühne, sondern um Verantwortung und Wiedergutmachung. Dazu braucht es einen Plan zur Wiedergutmachung, der von allen mitgetragen wird. Neben der Entlastung für die Opfer finden aber auch Aussöhnungsprozesse innerhalb des Familiensystems statt.
Workshop B Quo vadis? Wo waren wir stehen geblieben und wie geht es weiter?
Mag.a Heike Hör, Prof.in Dr.in Ute Straub
Die Strategie-Workshops auf den deutschsprachigen Netzwerktreffen dienen dazu, gemeinsam zu überlegen, wie FR bekannter gemacht werden kann. Wie sieht unsere Öffentlichkeitsarbeit aus? Wer schreibt welche Fachbeiträge? Welche Schlüsselpersonen sprechen wir an? In welchen Gremien sollten wir vorstellig werden?
Workshop C Erfahrungen zur Implementierung: Hilfreiches und Hinderliches
Mag.a (FH) DSA Claudia Aufreiter
Familienrat in NÖ – ein Reisebericht. Routenplanung, ReisepartnerInnen, Gepäck, Reiseetappen, Weggabelungen, Zwischenziele ……. Erfahrungen zur Implementierung des Verfahrens in der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe. Niederösterreich hat als erstes Bundesland Österreichs das Verfahren Familienrat als eine Form der Unterstützung der Erziehung implementiert. In dem Workshop soll interessierten TeilnehmerInnen aus Österreich oder auch anderen Ländern Erfahrungen aus diesem Implementierungsprozess zur Verfügung gestellt werden. Was braucht es an Rahmenbedingungen, damit der Weg von der Idee zur Implementierung des Familienrates im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe gelingen kann?
Workshop D Was hab ich davon? – Austausch ZuweiserInnen
DSA (FH) Michael Delorette
Die im Familienrat so wichtigen ZuweiserInnen haben selten ein Forum. Weil sie eine zentrale Aufgabe beim Familienrat ausfüllen, soll in diesem Workshop Gelegenheit gegeben werden,
- sich über die Vor- und Nachteile des Verfahrens auszutauschen
- von Erlebtem zu berichten und sich berichten zu lassen
- sich einfach zu informieren
- Verbesserungen zu initiieren und dabei, wie bei diesem Verfahren üblich, möglichst viele Personen zu beteiligen
- darüber zu diskutieren, wie sich ZuweiserInnen einen Ressourcenblick verschaffen und ihn im gesamten Verfahren erhalten können
- zu guter Letzt die Möglichkeit zu haben, einfach nur einen Raum zur Verfügung zu haben, in dem ich mit meinen Sorgen ernstgenommen werde
Workshop E Topf, Säule oder Bürste? Ich sag Familienrat!
Mag.a Julia Haslbauer
Im Gleichnis „Die Blinden Männer und der Elefant“ steht die Blindheit für einen Teilausschnitt der Realität – „Topf, Säule oder Bürste?“ – und der Elefant für die Wahrheit – „Ich sag Familienrat“. Aufbauend auf diesem Gleichnis begeben wir uns in diesem Workshop gemeinsam auf eine theoretische (Lebensweltorientierung, radikaler Konstruktivismus u.a.), philosophische und zugleich künstlerische Entdeckungsreise zum Familienrat.
Workshop F Open Space
Workshop G Ergebnisse der Evaluationsstudie zum Projekt Sozialnetz-Konferenzen in der Bewährungshilfe
MMag.a Monika Stempkowski, Univ.-Prof. Dr. Christian Grafl
Die Pilotphase des vom Verein NEUSTART durchgeführten Projektes „Sozialnetz-Konferenzen in der Bewährungshilfe“ wurde begleitend evaluiert. Neben einer durchgehenden quantitativen Erhebung wurden qualitative Verfahren eingesetzt, um die Durchführbarkeit, die Nützlichkeit und die Auswirkungen dieses neuen Verfahrens in der Bewährungshilfe festzustellen. Die Ergebnisse liegen nun vor und werden im Rahmen des Workshops präsentiert. Darauf aufbauend werden Vorschläge über Verbesserungsmöglichkeiten gemacht.