Lösungsfokussierte Praxis in der behördlichen Sozialarbeit
Gathering – die etwas andere Konferenz
19. und 20. September 2017 | FH St. Pölten
Keynote
„Gebt’s amoi Gas für eure Kinder“ – Kinder als ExpertInnen ihrer Sicherheit und Lebenswelt
„Kinderschutz“ und „Kindeswohl” – diese Schlagworte werden von uns Fachkräften häufig verwendet und all diese Wörter beinhalten das selbe; „KINDER”. Oftmals treten die Kinder bei Gefährdungsabklärungen und Hilfeplanprozessen in den Hintergrund. Wir fokussieren uns vermehrt darauf, was Bezugspersonen tun sollten/müssten. Die Kinder hingegen sollten STÄNDIG im Fokus stehen.
Vorgestellt wird ein komplexer Fall aus der Praxis, konkret der Prozess der Risikoeinschätzung und die daraus resultierende Hilfeplanung unter ständiger Einbeziehung der Kinder, sowie deren Eltern.
Es werden Methoden, Hilfsmittel und Haltungen gezeigt, welche die positive Entwicklung der Familie sichtbar machen sollen. Zusätzlich werden die Handlungen und Interventionen der Sozialarbeiterin auch (selbst-)kritisch hinterfragt, denn „Am Mute hängt der Erfolg” (Theodor Fontane).
Von Hoffnungslosigkeit zu Hoffnung – Wie soziale Arbeit im Rahmen einer Maßnahme der Kinder- und Jugendhilfe positiv erlebt werden kann.
Karin Baumgartner, Sonja Tulloch
Karin Baumgartner und Sonja Tulloch erzählen, wie es ihnen gelungen ist einer scheinbar aussichtslosen Situation eine positive Wendung zu geben. Eine alleinerziehende Mutter mit zwei Söhnen, wünschte sich Hilfe, war aber zu hilflos um die besprochenen Veränderungen umzusetzen. Cem und Cayan waren schon längere Zeit dem Schulunterricht ferngeblieben. Cem verbarrikadierte sich immer öfters in seinem Zimmer und die Mutter befand sich in schlechtem körperlichen und psychischen Zustand. Von Cem ausgehend gab es Gewalt gegen Cayan und die Mutter. Zum Vater gab es nur Kontakt, wenn die Mutter ihn um Hilfe rief, was nie den gewünschten Erfolg brachte. Eine Unterbringung in einer WG wurde von allen Beteiligten letztendlich positiv und befreiend erlebt.
Marte Meo an Hand von einem Fallbeispiel aus der sozialen Arbeit im Bereich der Frühen Hilfen
Ein Leitsatz der Marte Meo Methode, in der sozialen Arbeit, ist:
„Hast du jeden Moment in deiner Einheit genutzt, um die Eltern stärker zu machen?“
Marte Meo möchte verbunden mit Videobildern, aus dem gewöhnlichen Alltag, die Informationen an Eltern weitergeben die sie brauchen, um „aus eigener Kraft“ neue elterliche Modelle entwickeln zu können und „echte Verbindung“ zu ihrem Kind aufzubauen.
Ausgangslage ist immer das Anliegen und der Wunsch der Eltern. Da geht die Motivation hin. Marte Meo versucht dort anzufangen wo die Eltern stehen, die Möglichkeiten und Ressourcen groß zu machen, aber auch die Entwicklungsbedürfnisse des Kindes lesen zu lernen. Marte Meo ist eine ressourcenorientierte Beratungsmethode, die Schritt für Schritt in Wachstum und Wohlbefinden hineinbegleiten möchte.
SEN in familiären Betreuungsformen
In diesem Beitrag wird ein Überblick über die Arbeit in der IN-Betreuung (eine spezielle familiäre Betreuungsform) gegeben. Anhand eines konkreten Fallbeispiels wird gezeigt, wie das SEN-Modell in die Arbeit integriert wurde und wird, und welche Vorteile es für die Arbeit bringt. In der IN-Betreuung werden die Immediate Stories von Sonja Parker und die Words and Pictures von Susie Essex genutzt. Ich werde über Rückmeldungen von Eltern berichten, wie die Arbeit auf sie wirkt, welchen Unterschied es für sie macht.
Wie kommt S.E.N. in die Erziehungshilfe? / Arian und seine Großfamilie
Elfa Spitzenberger, Amela Balihodzic, Angela Koll
Der Vortrag geht im ersten Teil auf jene Bereiche ein, die im Rahmen der Leitungsaufgabe in der Abteilung relevant für die dauerhafte Implementierung des S.E.N. Modells erscheinen. Es handelt sich dabei um einen laufenden Prozess aus Sicht der Führungskraft.
Der zweite Teil des Vortrags geht auf die konkrete Fallarbeit mit Familien ein. Dargestellt wird eine Prozessbeschreibung der gelingenden Praxis. Durch Anwendung des lösungsfokussierten Ansatzes eröffnen sich verschiedene Perspektiven, die für ein Kind, seine Eltern, sowie die erweiterte Familie annehmbare Lösungen darstellen.
Durch ein Videointerview geben Klientinnen und Klienten einen Einblick, wie es ihnen in der Zusammenarbeit mit der Kinder und Jugendhilfe ergangen ist. Die Referentinnen der Kinder- und Jugendhilfe berichten über den Lernprozess und wie es ihnen gelungen ist, die Kooperation des Familiensystems zu gewinnen.
Arbeitszufriedenheit und Gesundheit im Fachgebiet Sozialarbeit durch Implementierung der Lösungsfokussierten Praxis mit dem SEN-Modell
Susanna Berger-Freund, Martina Siedl, Elisabeth Mittendorfer
In Niederösterreich wurden 2014 die „Kinder- und Jugendhilfe“ und „Erwachsenensozialarbeit“ auf den Bezirksverwaltungsbehörden in ein Fachgebiet zusammengelegt. Aufgrund der erweiterten Handlungsfelder und Aufgabenfülle je SozialarbeiterIn, entschloss sich das Fachgebiet Sozialarbeit der Bezirkshauptmannschaft Zwettl für eine Neuorientierung in der täglichen Arbeit mit Hilfe von Lösungsfokussierter Praxis mit dem SEN-Modell. Mit bisher angeeigneten Methoden soll der Implementierungsprozess dargestellt werden. Der Fokus liegt auf Gesunderhaltung und Arbeitszufriedenheit der Sozialarbeiterinnen.
Vulnerable adults: how family group conferences can empower the extended family to make a safe and effective plan.
This session will use case studies to illustrate how family group conferences can enable and empower extended families and friendship networks to make safe and effective plans for a vulnerable adult within their group. Examples from the UK charity Daybreak FGC will include serious situations where other methods of intervention have been unsuccessful. It will stress that the family group conference must be of a very high quality standard, faithful to the values of family group conferencing. Critical to this is the component of a well trained coordinator to facilitate the meeting, who has excellent support and supervision. The session will encourage questions, comments and participation.
Regionale Vernetzung Sozialer Einrichtungen am Beispiel der Stadt Krems
Effiziente Sozialarbeit ist nur möglich, wenn die Ressourcen der Region bekannt sind und genützt werden. In Krems werden daher seit Ende der 1980er Jahre monatlich Vernetzungstreffen der Sozialen Einrichtungen durchgeführt. Ziel dieser Treffen sind Kennenlernen, Informationsweitergabe, Erfahrungsaustausch und gemeinsames Aufzeigen von Lücken in der Region. Das Vernetzungstreffen wird von den SozialarbeiterInnen der Abteilung „Soziale Verwaltung der Stadt Krems” verantwortet.
In der Präsentation werden Ergebnisse der Vernetzung auf Kommunalerebene aufgezeigt (Sozialratgeber online und Printversion, Broschüre für ASO-AbsolventInnen, Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen usw.).
Implementierung von SEN als Gesamtmodell. Words & Pictures – Übergänge transparent gestalten (Fallbeispiele)
Alexander König, Julia Eckerstorfer, Barbara Krenn, Elisabeth Trawöger
Die Implementierung des SEN-Modells setzt eine haltungsmäßige Entwicklung in der gesamten Organisation voraus. Lösungsfokus und Ressourcenorientierung heißt, partizipative Prozesse mit allen Beteiligten zu ermöglichen, insbesondere in der Hilfeplanung. Kinder, Herkunftsfamilien, Betreuer/innen und die Kinder- und Jugendhilfe sind gefordert, gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Bei den Kindern liegt es primär am Helfersystem, ihnen die Abläufe nachvollziehbar zu machen, Words & pictures bietet dafür eine wertvolle Basis. Insbesondere bei den Übergängen in der Krisenbetreuung ist ein sicht- und greifbarmachen der Geschehnisse Sicherheit gebend für die Kinder und ihre Familien.
Beteiligtenorientiertes Stadtteilteam im Rahmen der Hilfen zur Erziehung – „Niemand kann einen anderen dadurch stark machen, dass er für diesen arbeitet“ (Alice Salomon)
Delia Godehardt, Melanie Krutsch
Ressourcenfocussierung, Lebensweltorientierung, Kooperation, dabei teilhabend und teilgebend, lebensweltorientiert und reflektierend – diese handlungsleitenden Prinzipien Sozialer Arbeit bilden die fachliche Grundlage des Stuttgarter Modells der Hilfen zur Erziehung. Vertraglich verbindlich gesetzte Qualitätsziele adressatInnenorientierter und lebensweltbezogener Hilfe befördern kollegiale Fallberatungen, die einem systemisch-lösungsfokussiert und sozialraumbezogenen Ansatz folgen und inzwischen noch stärker partizipativ ausgerichtet sind, indem die relevanten Familienmitglieder direkt und aktiv beteiligt sind.
Vorgestellt wird mit Bezug zum Kontext Kinderschutz das Modell des „beteiligtenorientierte Stadtteilteam“. Anhand eines konkreten Fallbeispiels sowie mit Filmmaterial dokumentierter O-Töne von Familienmitgliedern und Fachkräften werden das Verfahren, das Setting, die Chancen sowie die Herausforderungen gerade auch im Bezug einer behördlichen Sozialarbeit herausgearbeitet. Die Familien als ExpertInnen ihrer Lebenswelt beteiligen so die Fachkräfte an der Entwicklung ihrer eigenen Lösungsideen für einen gelingenderen selbstbestimmteren Alltag (Thiersch 1986).