Vorträge/Inputs
TAG 1 | Mittwoch, 21.09.2022
Florian Zahorka, BA MA | Researcher Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung an der Fachhochschule St. Pölten
Bereits die systematische Erfassung und Abbildung von Angeboten der Gesundheits- und Sozialversorgung stellt Verantwortliche in diesem Bereich vor große Herausforderungen. Dabei ist ein solcher Überblick insbesondere für die Planung und (Re-)Organisation von maßgeblicher Bedeutung, um Versorgungslücken, Fehl- bzw. Überangebote zu entdecken und erforderlichenfalls anzugleichen. Auch im Sinne der Transparenz und fairen Verteilung begrenzter Ressourcen ist diesbezüglich ein gesellschaftlicher Auftrag gegeben. Daher ist auch ein Mandat für SozialarbeiterInnen für die Beteiligung an diesen Prozessen gegeben.
Um einen Überblick zu gewinnen wird neben der tabellarischen Darstellung für diese Anforderung auch auf „Geographische Informationssysteme“ zurückgegriffen. Diese erlauben eine statische Abbildung auf Kartenbasis und somit bereits über die visuelle Darstellung eine sehr einfach nachvollziehbare Analyse. Zusätzlich können räumlich-statistische Verfahren für eine vertiefende Analyse und Erforschung beispielsweise von Erreichbarkeit, optimaler Platzierung oder Agglomeration wertvolle Hinweise liefern.
Der Beitrag skizziert zunächst exemplarisch einige Anwendungsbeispiele, geht dann aber dazu über einen Ansatz aus der Modellierung (Spatial Simulation) vorzuschlagen. Die Agentenbasierte Simulation überwindet aus Sicht des Autors bisherige Limitationen und zeichnet sich durch eine wesentlich dynamischere Herangehensweise aus. Indem Prozesse und Verhalten auf individueller Ebene simuliert werden, werden Rückschlüsse auf Systemebene ermöglicht. Dadurch ist es möglich, verschiedene Szenarien zu testen, bevor diese tatsächlich zu Anwendung kommen. Im Rahmen des Dissertationsprojekts wird die Tauglichkeit dieses Ansatzes für das oben skizzierte Feld evaluiert.
Mag. Katharina Adamek, Bakk. | Notruf NÖ & Andrea Tragschitz, BA | AKUTteam NÖ
Vor allem in ländlichen Regionen fallen Hilfsangebote für die Bevölkerung sowohl aus medizinischer als auch psychosozialer Sicht sehr dürftig aus. Eine Versorgungsgewährleistung über die Randzeiten hinaus, ist nicht gegeben. Dieser Mangel an spezialisierten Ansprechpartnern führt zur Verschiebung der Versorgung in Bereiche des Gesundheitswesens die rund um die Uhr verfügbar sind. Rettungsdienst und Notaufnahme werden zum Auffangbecken. Als einen möglichen Lösungsansatz stellen wir das Projekt der Acute Community Nurse im Raum Bruck an der Leitha vor und setzen dieses in Verbindung mit dem AKUTteam NÖ. Der gemeinsame Fokus beider Teams liegt auf der zeitnahen Lösung von medizinischen und sozialen Problemlagen der Menschen direkt vor Ort. Anhand ausgewählter Fallbeispiele zeigen wir ressourcenorientierte Möglichkeiten der gemeinsamen Zusammenarbeit.
TAG 2 | Donnerstag, 22.09.2022
Josef Pichler | Intensive Care Motorcycle Paramedic in Sydney/Australien
Konfrontiert mit der immer größeren Belastung der Krankenhäuser und limitierten Krankenhausbetten, bieten die ECP’s in N.S.W. eine praktische Alternative und bewirken somit eine Entlastung des Gesundheitssystems. ECP’s sind als „Single Responder“ unterwegs und wichtiger Bestandteil eines staatlichen Rettungssystems, das über 3500 Paramedics beschäftigt. ECP’s arbeiten vor allem in dicht besiedelten Bevölkerungsgebieten, wie zum Beispiel in Sydney oder anderen Großstädten.
Voraussetzung ist ein 12-monatiges Praktikum der Ausbildung zum „Qualified Paramedic“ die inklusive „on road training“ mindestens drei Jahre dauert und mit einem „Diploma of prehospital care“ abschließt oder der „Bachelor of Paramedicine“ der nach drei Jahren an einer Universität erworben werden kann. Darauf aufbauend wird man nach entsprechender Praxiserfahrung in einem 12 Wochen Intensivkurs an der Medical School in Napean (Sydney, Australien) ausgebildet. Bisher haben mehr als 250 erfahrene Paramedics die Ausbildung zum ECP absolviert. Durch die dort erlernten Fähigkeiten können Patienten/Patientinnen Vorort behandelt werden, was zu einer Reduktion der Transporte ins Krankenhaus führt. Diese „Krankentransporte“ werden durch den Einsatz der ECP ́s um 60% verringert bei gleichbleibender Qualität der Arbeit am Patienten.
Durch vorgegebene Richtlinien und klinische Algorithmen wird, nach der Zustimmung des Patienten/der Patientin, ein medizinisches Gutachten erstellt. Danach erfolgt die entsprechende medizinische Versorgung oder/und der Patient/die Patientin wird fallweise an weitere Institutionen verwiesen. ECP „Pathways“ oder Behandlungsmöglichkeiten umfassen u.a.: Analgesie bei Rückenschmerzen, Tierbisswundversorgung, Blasenkatheter Probleme, chronische Schmerzbehandlung, COPD, Luxationen, Knochenbrüche, Hautinfektionen, Prellungen, Harninfektionen, etc.
Seit der Einführung der ECP’s vor 15 Jahren, hat das Rettungswesen in N.S.W. einen Weg gefunden den Druck auf das Gesundheitssystem zu senken, ohne dass das Wohl der Patienten/Patientinnen darunter leidet. Dieser Weg hat sich bewährt und es werden immer mehr Paramedics zu ECP ́s ausgebildet, um auch weiterhin den immer schwierigeren Herausforderungen gewachsen zu sein.
Dr.in Insa Seeger | Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Hintergrund Bei den Gemeindenotfallsanitätern (GNFS) handelt es sich um erfahrene weitergebildete Notfallsanitäter:innen, die seit dem 01.01.2019 projektgebunden in vier Kommunen im Oldenburger Land als Rettungsmittel eingesetzt werden, um Hilfeersuchen aus der Bevölkerung zu bearbeiten, die von den Leitstellendisponenten als nicht vital bedrohliche Notfalleinsätze identifiziert wurden1,2.
Methodik Gemeinsam mit den Projektpartnern wurde ein zusätzliches Einsatzprotokoll entwickelt, mit dem die GNFS u.a. die Dringlichkeit der Versorgung, durchgeführte Maßnahmen, Inanspruchnahme von Telemedizin, den weiteren Transport sowie Therapieempfehlungen dokumentieren und die Kategorisierung durch die Leitstelle bewerten. Die deskriptive Datenanalyse erfolgte mithilfe der Statistiksoftware IBM SPSS Statistics for Windows Version 26.0.
Ergebnisse Für den Zeitraum 01.01. – 31.12.2021 wurden 5.491 Einsatzprotokolle in die Auswertung eingeschlossen. 49% der Patienten waren männlich, das Durchschnittalter betrug 58,5 Jahre. Bei 61% der Patienten lag keine Dringlichkeit vor (Patientenzuweisungscode 0), als Maßnahmen wurden vor allem Beratungen (83%), Hilfe bei Selbstmedikation (20%) und Medikamentengaben (25%) dokumentiert. Die Telemedizin wurde bei 1% der Patienten hinzugezogen, auf einen Transport per Rettungsmittel konnte bei 61% der Patienten verzichtet werden. 42% der Patienten wurde empfohlen, sich beim Hausarzt vorzustellen, weiteren 34% wurde eine Vorstellung in der Notaufnahme angeraten. Nach Einschätzung des GNFS (ex-post) wurden 84% der Einsätze durch die Leitstelle richtig kategorisiert.
Diskussion Die Ressource GNFS ist eine geeignete Option für die Leitstellen zur Versorgung niederschwelliger Notfälle. Gleichzeitig werden aber durch GNFS Patienten versorgt, die eigentlich dem ambulanten Sektor zuzuschreiben wären. Mittels Integrierter Leitstelle könnten diese Patienten bedarfsgerecht in eine Versorgungseinrichtung gesteuert werden. Ferner müssen Lösungen für eine sektorenübergreifende Finanzierung dieser Ressource geschaffen werden.
1 Flake F, Schmitt L, Oltmanns W, et al.: Das Konzept Gemeindenotfallsanitäter/in. Notfall Rettungsmed 21, 395–401 (2018). https://doi.org/10.1007/s10049-018-0426-7
2 Seeger I, Klausen A, Thate S, Flake F, Peters O, Rempe W, Peter M, Scheinichen F, Günther U, Röhrig R, Weyland A: Gemeindenotfallsanitäter als innovatives Einsatzmittel in der Notfallversorgung – erste Ergebnisse einer Beobachtungsstudie. Notfall Rettungsmed (2020). https://doi.org/10.1007/s10049-020-00715-6
Dr. med. Matthias Giebner, MSc
Die modernen Möglichkeiten der Behandlung und Pflege älterer und chronisch kranker Patienten resultieren in einer erhöhten Anzahl akuter Kontakte dieser wachsenden Patientengruppe mit dem Gesundheitssystem. Die Einweisung in ein Krankenhaus ist nicht jedesmal notwendig oder zweckmässig. Sie wird aber dennoch oft vorgenommen, weil die althergebrachte Struktur des Gesundheitssystems nur die kurzzeitige Behandlung in der Arztpraxis für mobile Patienten oder die Krankenhauseinweisung vorsieht. Damit werden der Rettungsdienst und die Krankenhäuser überlastet. Die Patienten werden unnötigen Risiken und Belastungen wie Infektionen, Delir, und einer zeitlichen und psychischen Beanspruchung ausgesetzt. Einweisungen können vermieden werden, wenn die Visitation der Patienten durch Fachpersonal vor Ort und die erweiterten ambulanten medizinischen Versorgungsmöglichkeiten im Heim des Patienten verbessert werden. In Dänemark versucht man, dieser Situation durch Einsatz von speziell ausgebildeten Paramedizinern und Krankenpflegepersonal gerecht zu werden. Ein Erfahrungsbericht.
Marlon Konertz & Stephan Danneberg | Feuerwehr Bremen
Ausgangslage/Problembeschreibung Die kontinuierlich steigenden Einsatzzahlen des Rettungsdienstes, insbesondere im Segment der zeitunkritischen Notfälle, bedürfen zur Bewältigung der Erweiterung des Einsatzmittel-Werkzeugkastens. Entsprechende Konzepte im europäischen Ausland sowie das Projekt Gemeindenotfallsanitäter im benachbarten Oldenburger-Raum wurden daher bereits seit 2018 mit großem Interesse verfolgt. Der Beginn der Corona-Pandemie, die erschütternden Bilder aus Norditalien und eine damit verbundene unklare Ausgangssituation bei der Bedienung von Hilfeersuchen machten im März 2020 ein schnelles Handeln erforderlich. Das Projekt HanseSani wurde mit erfahrenen Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern innerhalb einer Woche aus der Taufe gehoben. Diese Einsatzkräfte wurden zu unklaren, aber zeitunkritischen Einsatzsituationen alarmiert und konnten auf eine teleärztliche Unterstützung durch die Ärztliche Leitung Rettungsdienst zurückgreifen.
Methoden Nach einem zweimonatigen Betrieb und einer Nicht-Hospitalisierungsquote von 68 % waren sich alle Beteiligten – inkl. der Stakeholder (Kassenärztliche Vereinigung, Krankenkassen, Politik) – einig, dass das Projekt fortgeführt werden soll. Auch im urbanen, großstädtischen Raum gibt es Bedarf für ein solches Einsatzmittel. Bereits früh wurde in diesem Zusammenhang über die Ärztliche Leitung Rettungsdienst der Stadt Oldenburg Kontakt zu den Verantwortlichen des Gemeindenotfallsanitäter-Projektes aufgenommen. Das dort entwickelte Ausbildungskonzept durfte durch uns übernommen werden, sodass in 2021 ein erster gemeinsamer Lehrgang stattfinden konnte.
Ergebnisse / Lessons Learned Die ergänzende, spezialisierte Ausbildung sowie die intensive Netzwerkarbeit haben ein Einsatzmittel hervorgebracht, welches einen großstädtischen Rettungsdienst hervorragend ergänzt. Die Einsätze des HanseSani werden zu über 70 % ohne Hinzuziehen eines weiteren Rettungsmittels bearbeitet. Von den gegenwärtig bis zu 40 Einsätzen pro Tag, welche durch die Notrufabfrage als potentielle HanseSani-Einsätze identifiziert werden, können mit dem einen verfügbaren Einsatzmittel ca. 15 bedient werden. Durch Qualifikationsmaßnahmen sollen zusätzliche Mitarbeitende gewonnen werden, um weitere Einsatzmittel in den Dienst zu stellen. Zur noch zielgerichteteren Disposition soll eine rückwärtige HanseSani-Funktion – gemeinsam mit einem Telemediziner – in der Leitstelle implementiert werden.
Quellen Gräwe, J. S. (2020): Der HanseSani in Bremen: Das „Auge“ der Leitstelle. In: BOS-Leitstelle Aktuell. 10 Jg. S 22-27.
Lou Meyer | EMSA Californien
FH-Prof. DSA Mag.(FH) Dr. PhDr. Christoph Redelsteiner, MSc, NFS-NKI | Fachhochschule St. PöltenMag. Katharina Adamek, Bakk | Notruf NÖFlorian Zahorka, BA MA | Fachhochschule St. PöltenDGKP Michael Riedler, BSc, MSc, NFS-NKI | Notruf NÖ
Hintergrund/Fragestellung
Der Rettungsdienst ist zunehmend mit Problemen der Mobilität, Bedarf nach zeitnahen pflegerischen Handlungen, psychosozialen Lagen wie Einsamkeit, mangelnder Koordination der Hilfesysteme oder überlasteten pflegenden Angehörigen konfrontiert. Mangels mobiler pflegerischer und sozialarbeiterischer Ressourcen folgt meist der Transport ins Krankenhaus. Auch dort sind wenige dieser Problemlagen lösbar, es verstärkt sich Überforderung und Überlastung aller Beteiligten. Insbesondere nachts und am Wochenende führt das zur Fehlallokation von Notfallressourcen und gefährdet den Sicherstellungsauftrag für die Bevölkerung. Um diese Situationen vor Ort entsprechend einzuschätzen, unmittelbar zu lindern und manchmal zu lösen bedarf es anderer Strategien:
Wie kann das präklinische Hilfeleistungssystem „Notrufer“ an für ihre Problemlagen passendere Ressourcen vermitteln?
Methode
Im Bezirk Bruck an der Leitha wird rund um die Uhr im Rahmen eines Pilotprojektes von Notruf NÖ (144, 141, 1450) nach Abfrage, Beratung und Indikationsfeststellung als erste Ebene eine „Acute Community Nurse“ (ACN) entsandt. Diese ist Dipl. Krankenpflegeperson und Notfallsanitäterin. Als zweite Ebene stehen Sozialarbeiterinnen des Akutteams in Rufbereitschaft.
Ergebnisse
Die ACN führt akutpflegerische Interventionen wie Wiederherstellung der Funktion ableitender Systeme (zB. Katheter, Enterostoma) oder Verbandwechsel durch, unterstützt pflegende Angehörige durch unmittelbare Beratung, Anleitung und Schulung und löst somit Probleme vor Ort. Sie wird auch als nächstgelegenes Fahrzeug zum Notfalleinsatz gesandt, arbeitet dort mit dem Rettungswagenteam zusammen und überbrückt ggfs. die Zeit bis zum Eintreffen notärztlicher Hilfe.
Menschen mit primär psychosozialen Problemlagen oder „Dauerpatienten“ mit fehlendem Casemanagement werden an die Akutsozialarbeit weitervermittelt. Versorgungsprozesse werden durch ein Nahtstellenmanagement zwischen den Hausärztinnen, Pflegediensten und Sozialarbeitern in der Region verbessert. Unnötige Krankentransporte können durch den Einsatz von ACNs vermieden werden.
Schlussfolgerungen
Ein mehrstufiges System aus telefonischer Beratung, unmittelbaren pflegerischen Interventionen und mobiler Akutsozialarbeit reduziert Fehlallokationen von Ressourcen und setzt Hilfestrategien gezielter ein. Eine enge Kooperation bzw. Anbindung an eine PVE erscheint sinnvoll und wäre im Rahmen eines weiteren Projekts zu erproben.
Mag. Renate Reingruber | NÖGUS & Mag. (FH) Martin Robausch, MPH | ÖGK
„Ressourcen gemeinsam nutzen“ und „Herausforderungen gemeinsam meistern.“ „Gesundheitsversorgung nachhaltig sichern“, den „Sozialbereich integrieren“ sowie der „Gesundheitsförderung, der Krankheitsprävention und der Gesundheitskompetenz Raum zur Entfaltung geben.“
Wo „Kooperation und Kontinuität“ mehr als Schlagworte sind. Kaum ein Projekt im (Nieder‐)österreichischen Gesundheitswesen vereint all diese Attribute so wie die Implementierung des „Gesundheitszentrums Tullnerfeld“ (PVZ Tullnerfeld). In einer der am stärksten wachsenden Regionen Österreichs entsteht ‐ nicht zuletzt durch die visionäre Kooperation von drei Gemeinden ‐ eine Primärversorgungseinrichtung, die an den Nahtstellen im System wirksam werden soll. Mit einem multiprofessionellen Team von Experten aus dem Gesundheits‐ und Sozialbereich sowie einem Leistungsportfolio von Gesundheitsförderungsangeboten über die Hausarztmedizin und der Sozialarbeit bis hin zur Rettungszufahrt wird das „Gesundheitszentrum Tullnerfeld“ einen Beitrag zur nachhaltigen Sicherstellung der Versorgung in der Region leisten.
René Pedersen & Søren Lund Jensen | København Kommune
Patienten mit Problemen wie Alkohol- oder Drogenmissbrauch, familiäre Gewalt, psychiatrischen Erkrankungen, Obdachlosigkeit, Überforderungssituationen oder Koordinierungsmängel in der Betreuung bzw. Einsamkeit lösen eine Vielzahl von Einsätzen des Rettungsdienstes aus. Damit wird dessen Verfügbarkeit für kritische medizinische Notfälle im engeren Sinne gefährdet.
Auf der Ebene der Leitstellen gäbe es die Möglichkeit nach entsprechenden Clearings durch SozialarbeiterInnen telefonisch zu beraten und anzuleiten oder die Anrufer zu spezialisierten psychosozialen Helplines zu verweisen. Dieser hochkomplexe Prozess wäre technisch, inhaltlich und strategisch erst zu entwickeln.
Die meisten Systeme schicken daher auf jeden Fall einen Rettungswagen und transportieren die Betroffenen in die Klinik. Von dort werden sie meist rasch entlassen, ohne dass das eigentliche Problem adressiert wurde. Eine vorherige Verknüpfung mit der Krankenhaussozialarbeit, soweit überhaupt vorhanden, findet nicht statt.
Der Rettungsdienst Kopenhagen sucht nach entsprechenden Notrufen einen Teil dieser Patienten mit einem speziellen Team auf. Diese „Sociolances“ sind kombinierte Einheiten mit Sozialarbeitern, die den „Socio“-Teil darstellen, und SanitäterInnen, die den (Ambu) „Lance“-Teil darstellen. Die Sociolance wird ggfs. als primäres Einsatzmittel entsandt und entlastet den Rettungsdienst. Fehlallokationen von Ressourcen werden vermieden und Probleme von psychosozialen PatientInnen werden adäquater adressiert. Der Vortrag gibt einen Überblick über Indikationen, Einsatzstrategie, Interventionsformen und präsentiert Fallbeispiele.