Keynotes & Workshops
Keynotes
TAG 1 | Mittwoch, 21.09.2022
FH-Prof. DSA Mag. (FH) Dr.PhDr. Christoph Redelsteiner, MSc | Fachhochschule St. Pölten
Caring for the Community ist kein Marketingslogan, sondern eine trennscharf darstellbare Strategie, die gemeinsame Bemühungen von BürgerInnen, PolitikerInnen und Angehörigen unterschiedlicher Berufsgruppen wie SozialarbeiterInnen, MedizinerInnen, PflegerInnen umfasst, die für das Wohl ihres Gemeinwesens zusammenarbeiten wollen.
Dabei geht es primär um die Sicherung von Grundbedürfnissen, die insbesondere auch in ländlichen Regionen Menschen – in Anlehnung an Ilse Arlt – eine ‚gedeihlichen Lebensführung‘ ermöglicht. Ein zentraler Aspekt ist die über Partikularinteressen von Institutionen und Professionen hinausgehende angestrebte integrierte Sozial- und Gesundheitsversorgung. Diese ist die Sicherstellung von kombinierten und konzertierten, nicht nur nebeneinander bestehenden Einrichtungen und Systemen zur Reaktion auf soziale- und gesundheitlichen Grundbedürfnissen und insbesondere auch die Reaktion auf Krisen in diesem Bereich.
Community Care meint nicht nur ein Bemühen, sondern ein systematisches Bespielen von Schnittstellen und von Notwendigkeiten der Abstimmung quer zu Organisation, Funktionen und Professionen auf Augenhöhe im Dienste der Bedürfnisse der Betroffenen selbst. Der Vortrag beschreibt Herausforderungen der integrierten Versorgung und skizziert Lösungsansätze unter Berücksichtigung des Stadt-Land und Tag-Nacht Unterschiedes.
Univ.-Prof. Dr. habil. Manuela Brandstetter | Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten
Fragen des umfassenden gesellschaftlichen Wandels (Mega-Trends „demographischer Wandel“, „Urbanisierung“, „Digitale Transformation“) sowie die damit einhergehenden, ungewöhnlichen Lösungen und Strategien stehen im Fokus dieses Beitrags. Aus intergenerationalen Community Studies erschlossene „Good Practices“, vielfach unter Bedingungen sozialer Deprivation und ökonomischer Not entstanden, existieren vielfach im Verborgenen und werden nicht von neuen Pilotprojekten wie „Community Nursing“ erfasst, gehen sie doch weit über Pflegegeldberatung und die sozialmedizinische Versorgung hinaus. Vielmehr werden die mit Ilse Arlt angesprochenen nicht traditionellen „Hilfe-Ideen“, die oft am „platten Land“ – wie sie es in ihren „Wegen zu einer Fürsorgewissenschaft“ 1958 schrieb – entstanden sind, und die die existierenden kommunalen, regionalen Kapitalien nützen, skizziert, kontextualisiert sowie diskutiert.
FH-Prof. DSA Kurt Fellöcker, MA MSc | Fachhochschule St. Pölten
Ausgangspunkt der Überlegungen ist die altehrwürdige Definition von Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation aus dem Jahr 1946, die erstmals aber schon damals die rein biologistische Ebene verlässt und Gesundheit als Menschrecht erkennt. Im Folgenden sollen die Begriffe „Soziales“ und „soziale Gesundheit“ diskutiert und Bezug auf die Nachbarwissenschaften Bindungsforschung, Gehirnforschung und Epigenetik genommen werden. Die soziale Situation wird zunehmend als essentiell für die Gesundheit wahrgenommen und lebensbestimmende innere Strukturen erkannt, die in Interaktionsprozessen entstehen und durch die soziale Situation mit dem Ziel der Veränderung reaktiviert werden. In den sozialen Fähigkeiten liegen damit die primären Ressourcen des Beziehungswesens Mensch für ein glückliches Leben, immer gefährdet durch Kohäsionsschwäche und durch den sozialen Tod. In der (Re-) Konstruktion dieser Ressourcen liegt eine der wichtigsten Aufgaben der Sozialen Arbeit.
TAG 2 | Donnerstag, 22.09.2022
Veronika Böhmer, BA | AKUTteam NÖ & Fachhochschule St. Pölten
Ausgehend vom biopsychosozialen Gesundheitsmodell beleuchtet die Soziale Arbeit die Lebenswelten der Menschen. Die Profession orientiert sich an den Klient*innen selbst, ihren Lebensverhältnissen und erarbeitet gemeinsam mit ihnen frühere, vorhandene und neue Ressourcen. Unter Berücksichtigung der subjektbezogenen und gesellschaftlichen Bedingungen und Möglichkeiten wird ein soziales Netzwerk wieder aktiviert, stabilisiert oder neu geknüpft. Beleuchtung der Biografie, Erhebung des Ist-Stands und Zielformulierungen sind Elemente dieses Prozesses. Interprofessioneller Austausch und fächerübergreifende Abstimmung ermöglichen optimale Ergebnisse im Sinne der Patient*innen. Dies gilt als Basis, um sich als Mensch im dynamischen Geschehen zwischen Gesundheit und Krankheit unterstützt und getragen zu fühlen – im und vom sozialen Miteinander, dem Netzwerk.
Bgm. Dipl.-Ing. Johannes Pressl | NÖ Gemeindebund
Gemeinden und Regionen sind eine Grundlage für die gemeinschaftliche Bewältigung von Herausforderungen zum Wohle und bestmöglichen Zusammenleben der Menschen. Und es geht auch darum, bislang noch ungeahnte Möglichkeiten zu eröffnen, die das Zusammenleben im Gemeinwesen stärkt und so auch Grundlagen für krisenhaftere Herausforderungen schafft.
Der Begriff der Region gewinnt dabei zunehmend an Bedeutung. Diese kann unterschiedliche Größen und Ausformungen aufweisen. Oft ist sie durch eine lange entwickelte gemeinsame Identität im Sinne des Heimatbegriffes geprägt, oft ist sie aber auch nur als „Zweckraum“ definiert, der sich findet, um eine gemeinsame Anforderung zu lösen.
Mag. Johannes Wischenbart | NÖ.Regional
Workshops
FH-Prof. DSA Mag. (FH) Dr.PhDr. Christoph Redelsteiner, MSc | Fachhochschule St. Pölten
Unter Begriffen wie „Community Care“ entstehen zahlreiche Initiativen insbesondere im Krankenversorgungswesen. Auslöser sind oft Koordinationsprobleme bzw. Herausforderungen der quantitativen Versorgung; Ziel ist meist die Sicherstellung von Versorgungsleistungen.
Obwohl es um Fragen der Kooperation, Vernetzung und Abstimmung zwischen NutzerInnen, BürgerInnen, Professionen und Organisationen geht, werden diese Projekte manchmal nur von einzelnen Professionen oder einzelnen Anbietern gesetzt. Der Begriff „Community“ beinhaltet aber mehr als partikuläre Themenbesetzung.
Insofern bedarf es einer Analyse und Erarbeitung welche Kriterien Projekte und Initiativen erfüllen sollten, um den Begriff „Community“ auch tatsächlich breit versorgungswirksam, integrativ und BürgerInnennahe zu erfüllen. Fragen der Analyse sind u.a:
* Welche Rolle sollte eine Einbettung in regionale Initiativen/Strukturen spielen? *Welche Bedeutung hat eine überprofessionelle Zusammenarbeit, nicht nur mit Sozial- und Gesundheitsberufen?
* Wie werden Bedürfnisse der NutzerInnen erhoben?Wird ein Beitrag zur Sicherstellung eines fairen Zuganges zur integrierten Versorgung im ländlichen Raum geleistet, auch unter dem Aspekt von „Out of Hours“?
* Welche Gefahren der Exklusion von NutzerInnen, Berufsgruppen oder Institutionen sind gegeben?
Ziel ist die Entwicklung einer Punktation für basale Qualitätskriterien für „Community Care Projekte“.
Univ.-Prof.in Dr.in habil. Manuela Brandstetter | Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten, Mag. (FH) Bernhard Kerndler | Bürgermeister Krummnußbaum & FH-Prof. DSA Mag.(FH) Dr. PhDr. Christoph Redelsteiner, MSc | Fachhochschule St. Pölten
Kapazitätsbildung ist ein Begriff der unter anderem im Bereich Sozialarbeit und Public Health verwendet wird, um den Aufbau und Ausbau tragfähiger und nachhaltiger Strukturen zu sichern. Neben allgemeinen gesellschaftlichen Funktionen aus dem Sozial- und Gesundheitswesen kann es dabei auch um unterschiedliche lokal erforderliche, ganz konkrete Strukturen, Kompetenzen und der Generation von Informationen und Handlungswissen gehen. Die Widerstandsfähigkeit eines Gemeinwesens wird gestärkt, indem Kooperation, Vernetzung als Handlungsstrategien erprobt sind und auch für neue und unbekanntere Herausforderungen angewandt werden können. Gerade in Bereichen von Solidarität, von Intergenerationalität entwickeln sich neue Kapazitäten, die Resilienz für die Kommune ermöglichen. Anhand von zwei Beispielen wird konkrete Kapazitätsbildung erklärt. Der Workshop erarbeitet Aufgaben und Möglichkeiten der Sozialarbeit in diesem Bereich mit Blick auf den ländlichen Raum:
* Welche primären Aufgaben sollten aus der Perspektive der Kommunen SozialarbeiterInnen übernehmen?
* Wie kann man sicherstellen das die Arbeit vernetzend, ressourcenentwickelnd und strategisch bleibt und nicht am Einzelcase ‚hängenbleibt‘?
* In welchen geografischen und demografischen Größen ist der Einsatz von SozialarbeiterInnen denkbar?
* Wie könnten deren institutionelle Einbettungen aussehen?
FH-Prof.in Mag.a Dr.in Michaela Moser, Fachhochschule St. Pölten
Die Veränderungen von ökonomischen und sozialen Systemen im Zeichen der Digitalisierung gelten mancher als gravierendster Wandel „der letzten 10.000 Jahre“ (Christoph Burkhardt). Auf unterschiedliche Weise durchziehen Phänomene der Digitalisierung die ganze Gesellschaft und alle Lebensbereiche. Was bedeutet es Community Care unter diesen Voraussetzungen, zu denken, zu planen und mitzugestalten, welches Potential lässt sich erkennen und erfahren, welche Bedenken und Fragen drängen sich auf, wie können wir sicherstellen, dass Inklusion als leitgebendes Prinzip auch für weitere digitaler Entwicklungen ernst genommen wird. Nach einem kurzen Input gibt der Workshop Gelegenheit eigene Erfahrungen und Überlegungen zunehmender und erwartbarer Digitalisierung gemeinsam zu reflektieren und Ideen und Zugänge zu entwickeln, wie wir das „digitale Mindset“ mit Blick auf Community Care Anforderungen mitgestalten wollen und können.