Keynotes 2022

TAG 1 | Mittwoch, 21.09.2022

Wider die Tradition? Community Care im kommunalen Kontext Gemeinwesenarbeit / Sozialraumorientierung

Univ.-Prof. Dr. habil. Manuela Brandstetter | Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten

Fragen des umfassenden gesellschaftlichen Wandels (Mega-Trends „demographischer Wandel“, „Urbanisierung“, „Digitale Transformation“) sowie die damit einhergehenden, ungewöhnlichen Lösungen und Strategien stehen im Fokus dieses Beitrags. Aus intergenerationalen Community Studies erschlossene „Good Practices“, vielfach unter Bedingungen sozialer Deprivation und ökonomischer Not entstanden, existieren vielfach im Verborgenen und werden nicht von neuen Pilotprojekten wie „Community Nursing“ erfasst, gehen sie doch weit über Pflegegeldberatung und die sozialmedizinische Versorgung hinaus. Vielmehr werden die mit Ilse Arlt angesprochenen nicht traditionellen „Hilfe-Ideen“, die oft am „platten Land“ – wie sie es in ihren „Wegen zu einer Fürsorgewissenschaft“ 1958 schrieb – entstanden sind, und die die existierenden kommunalen, regionalen Kapitalien nützen, skizziert, kontextualisiert sowie diskutiert.

Die Bedeutung des Sozialen für die Gesundheit

FH-Prof. DSA Kurt Fellöcker, MA MSc | Fachhochschule St. Pölten

Ausgangspunkt der Überlegungen ist die altehrwürdige Definition von Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation aus dem Jahr 1946, die erstmals aber schon damals die rein biologistische Ebene verlässt und Gesundheit als Menschrecht erkennt. Im Folgenden sollen die Begriffe „Soziales“ und „soziale Gesundheit“ diskutiert und Bezug auf die Nachbarwissenschaften Bindungsforschung, Gehirnforschung und Epigenetik genommen werden. Die soziale Situation wird zunehmend als essentiell für die Gesundheit wahrgenommen und lebensbestimmende innere Strukturen erkannt, die in Interaktionsprozessen entstehen und durch die soziale Situation mit dem Ziel der Veränderung reaktiviert werden. In den sozialen Fähigkeiten liegen damit die primären Ressourcen des Beziehungswesens Mensch für ein glückliches Leben, immer gefährdet durch Kohäsionsschwäche und durch den sozialen Tod. In der (Re-) Konstruktion dieser Ressourcen liegt eine der wichtigsten Aufgaben der Sozialen Arbeit.

Caring for the Community aus dem Blickwinkel integrierter Versorgung

FH-Prof. DSA Mag. (FH) Dr.PhDr. Christoph Redelsteiner, MSc | Fachhochschule St. Pölten

Caring for the Community ist kein Marketingslogan, sondern eine trennscharf darstellbare Strategie, die gemeinsame Bemühungen von BürgerInnen, PolitikerInnen und Angehörigen unterschiedlicher Berufsgruppen wie SozialarbeiterInnen, MedizinerInnen, PflegerInnen umfasst, die für das Wohl ihres Gemeinwesens zusammenarbeiten wollen.
Dabei geht es primär um die Sicherung von Grundbedürfnissen, die insbesondere auch in ländlichen Regionen Menschen – in Anlehnung an Ilse Arlt – eine ‚gedeihlichen Lebensführung‘ ermöglicht. Ein zentraler Aspekt ist die über Partikularinteressen von Institutionen und Professionen hinausgehende angestrebte integrierte Sozial- und Gesundheitsversorgung. Diese ist die Sicherstellung von kombinierten und konzertierten, nicht nur nebeneinander bestehenden Einrichtungen und Systemen zur Reaktion auf soziale- und gesundheitlichen Grundbedürfnissen und insbesondere auch die Reaktion auf Krisen in diesem Bereich. 
Community Care meint nicht nur ein Bemühen, sondern ein systematisches Bespielen von Schnittstellen und von Notwendigkeiten der Abstimmung quer zu Organisation, Funktionen und Professionen auf Augenhöhe im Dienste der Bedürfnisse der Betroffenen selbst. Der Vortrag beschreibt Herausforderungen der integrierten Versorgung und skizziert Lösungsansätze unter Berücksichtigung des Stadt-Land und Tag-Nacht Unterschiedes.

TAG 2 | Donnerstag, 22.09.2022

Community Care in der Praxis: Netzwerkkonstruktion als Unterstützungsmethode

Veronika Böhmer, BA | AKUTteam NÖ & Fachhochschule St. Pölten

Ausgehend vom biopsychosozialen Gesundheitsmodell beleuchtet die Soziale Arbeit die Lebenswelten der Menschen. Die Profession orientiert sich an den Klient*innen selbst, ihren Lebensverhältnissen und erarbeitet gemeinsam mit ihnen frühere, vorhandene und neue Ressourcen. Unter Berücksichtigung der subjektbezogenen und gesellschaftlichen Bedingungen und Möglichkeiten wird ein soziales Netzwerk wieder aktiviert, stabilisiert oder neu geknüpft. Beleuchtung der Biografie, Erhebung des Ist-Stands und Zielformulierungen sind Elemente dieses Prozesses. Interprofessioneller Austausch und fächerübergreifende Abstimmung ermöglichen optimale Ergebnisse im Sinne der Patient*innen. Dies gilt als Basis, um sich als Mensch im dynamischen Geschehen zwischen Gesundheit und Krankheit unterstützt und getragen zu fühlen – im und vom sozialen Miteinander, dem Netzwerk.

Regionen und deren Gemeinden – die Grundlage zur Bewältigung von täglichen und krisenhaften Herausforderungen

Bgm. Dipl.-Ing. Johannes Pressl | NÖ Gemeindebund

Gemeinden und Regionen sind eine Grundlage für die gemeinschaftliche Bewältigung von Herausforderungen zum Wohle und bestmöglichen Zusammenleben der Menschen. Und es geht auch darum, bislang noch ungeahnte Möglichkeiten zu eröffnen, die das Zusammenleben im Gemeinwesen stärkt und so auch Grundlagen für krisenhaftere Herausforderungen schafft. 
Der Begriff der Region gewinnt dabei zunehmend an Bedeutung. Diese kann unterschiedliche Größen und Ausformungen aufweisen. Oft ist sie durch eine lange entwickelte gemeinsame Identität im Sinne des Heimatbegriffes geprägt, oft ist sie aber auch nur als „Zweckraum“ definiert, der sich findet, um eine gemeinsame Anforderung zu lösen. 

Die Kraft der Gemeinsamkeit. Kleinregionen als kooperative Reaktionsgrundlage auf gesellschaftliche Herausforderungen

Mag. Johannes Wischenbart | NÖ.Regional

Abstract folgt