Abstracts 2017

Tag 1

„Gebt’s amoi Gas für eure Kinder“ – Kinder als ExpertInnen ihrer Sicherheit und Lebenswelt

Kathrin Gric

„Kinderschutz“ und „Kindeswohl” – diese Schlagworte werden von uns Fachkräften häufig verwendet und all diese Wörter beinhalten das selbe; „KINDER”. Oftmals treten die Kinder bei Gefährdungsabklärungen und Hilfeplanprozessen in den Hintergrund. Wir fokussieren uns vermehrt darauf, was Bezugspersonen tun sollten/müssten. Die Kinder hingegen sollten STÄNDIG im Fokus stehen.

Vorgestellt wird ein komplexer Fall aus der Praxis, konkret der Prozess der Risikoeinschätzung und die daraus resultierende Hilfeplanung unter ständiger Einbeziehung der Kinder, sowie deren Eltern.

Es werden Methoden, Hilfsmittel und Haltungen gezeigt, welche die positive Entwicklung der Familie sichtbar machen sollen. Zusätzlich werden die Handlungen und Interventionen der Sozialarbeiterin auch (selbst-)kritisch hinterfragt, denn „Am Mute hängt der Erfolg” (Theodor Fontane).

Von Hoffnungslosigkeit zu Hoffnung – Wie soziale Arbeit im Rahmen einer Maßnahme der Kinder- und Jugendhilfe positiv erlebt werden kann.

Karin Baumgartner, Sonja Tulloch

Karin Baumgartner und Sonja Tulloch erzählen, wie es ihnen gelungen ist einer scheinbar aussichtslosen Situation eine positive Wendung zu geben. Eine alleinerziehende Mutter mit zwei Söhnen, wünschte sich Hilfe, war aber zu hilflos um die besprochenen Veränderungen umzusetzen. Cem und Cayan waren schon längere Zeit dem Schulunterricht ferngeblieben. Cem verbarrikadierte sich immer öfters in seinem Zimmer und die Mutter befand sich in schlechtem körperlichen und psychischen Zustand. Von Cem ausgehend gab es Gewalt gegen Cayan und die Mutter. Zum Vater gab es nur Kontakt, wenn die Mutter ihn um Hilfe rief, was nie den gewünschten Erfolg brachte. Eine Unterbringung in einer WG wurde von allen Beteiligten letztendlich positiv und befreiend erlebt.

Marte Meo an Hand von einem Fallbeispiel aus der sozialen Arbeit im Bereich der Frühen Hilfen

Gudrun Calina

Ein Leitsatz der Marte Meo Methode, in der sozialen Arbeit, ist:

„Hast du jeden Moment in deiner Einheit genutzt, um die Eltern stärker zu machen?“

Marte Meo möchte verbunden mit Videobildern, aus dem gewöhnlichen Alltag, die Informationen an Eltern weitergeben die sie brauchen, um „aus eigener Kraft“ neue elterliche Modelle entwickeln zu können und „echte Verbindung“ zu ihrem Kind aufzubauen.

Ausgangslage ist immer das Anliegen und der Wunsch der Eltern. Da geht die Motivation hin. Marte Meo versucht dort anzufangen wo die Eltern stehen, die Möglichkeiten und Ressourcen groß zu machen, aber auch die Entwicklungsbedürfnisse des Kindes lesen zu lernen. Marte Meo ist eine ressourcenorientierte Beratungsmethode, die Schritt für Schritt in Wachstum und Wohlbefinden hineinbegleiten möchte.

SEN in familiären Betreuungsformen

Louise Elliott-Humer

In diesem Beitrag wird ein Überblick über die Arbeit in der IN-Betreuung (eine spezielle familiäre Betreuungsform) gegeben. Anhand eines konkreten Fallbeispiels wird gezeigt, wie das SEN-Modell in die Arbeit integriert wurde und wird, und welche Vorteile es für die Arbeit bringt. In der IN-Betreuung werden die Immediate Stories von Sonja Parker und die Words and Pictures von Susie Essex genutzt. Ich werde über Rückmeldungen von Eltern berichten, wie die Arbeit auf sie wirkt, welchen Unterschied es für sie macht.

Wie kommt S.E.N. in die Erziehungshilfe? / Arian und seine Großfamilie

Elfa Spitzenberger, Amela Balihodzic, Angela Koll

Der Vortrag geht im ersten Teil auf jene Bereiche ein, die im Rahmen der Leitungsaufgabe in der Abteilung relevant für die dauerhafte Implementierung des S.E.N. Modells erscheinen. Es handelt sich dabei um einen laufenden Prozess aus Sicht der Führungskraft.

Der zweite Teil des Vortrags geht auf die konkrete Fallarbeit mit Familien ein. Dargestellt wird eine Prozessbeschreibung der gelingenden Praxis. Durch Anwendung des lösungsfokussierten Ansatzes eröffnen sich verschiedene Perspektiven, die für ein Kind, seine Eltern, sowie die erweiterte Familie annehmbare Lösungen darstellen.

Durch ein Videointerview geben Klientinnen und Klienten einen Einblick, wie es ihnen in der Zusammenarbeit mit der Kinder und Jugendhilfe ergangen ist. Die Referentinnen der Kinder- und Jugendhilfe berichten über den Lernprozess und wie es ihnen gelungen ist, die Kooperation des Familiensystems zu gewinnen.

Arbeitszufriedenheit und Gesundheit im Fachgebiet Sozialarbeit durch Implementierung der Lösungsfokussierten Praxis mit dem SEN-Modell

Susanna Berger-Freund, Martina Siedl, Elisabeth Mittendorfer

In Niederösterreich wurden 2014 die „Kinder- und Jugendhilfe“ und „Erwachsenensozialarbeit“ auf den Bezirksverwaltungsbehörden in ein Fachgebiet zusammengelegt. Aufgrund der erweiterten Handlungsfelder und Aufgabenfülle je SozialarbeiterIn, entschloss sich das Fachgebiet Sozialarbeit der Bezirkshauptmannschaft Zwettl für eine Neuorientierung in der täglichen Arbeit mit Hilfe von Lösungsfokussierter Praxis mit dem SEN-Modell. Mit bisher angeeigneten Methoden soll der Implementierungsprozess dargestellt werden. Der Fokus liegt auf Gesunderhaltung und Arbeitszufriedenheit der SozialarbeiterInnen.

Vulnerable adults: how family group conferences can empower the extended family to make a safe and effective plan.

Marilyn Taylor

This session will use case studies to illustrate how family group conferences can enable and empower extended families and friendship networks to make safe and effective plans for a vulnerable adult within their group. Examples from the UK charity Daybreak FGC will include serious situations where other methods of intervention have been unsuccessful. It will stress that the family group conference must be of a very high quality standard, faithful to the values of family group conferencing. Critical to this is the component of a well trained coordinator to facilitate the meeting, who has excellent support and supervision. The session will encourage questions, comments and participation.

Regionale Vernetzung Sozialer Einrichtungen am Beispiel der Stadt Krems

Ulrike Rautner-Reiter

Effiziente Sozialarbeit ist nur möglich, wenn die Ressourcen der Region bekannt sind und genützt werden. In Krems werden daher seit Ende der 1980er Jahre monatlich Vernetzungstreffen der Sozialen Einrichtungen durchgeführt. Ziel dieser Treffen sind Kennenlernen, Informationsweitergabe, Erfahrungsaustausch und gemeinsames Aufzeigen von Lücken in der Region. Das Vernetzungstreffen wird von den SozialarbeiterInnen der Abteilung „Soziale Verwaltung der Stadt Krems” verantwortet.

In der Präsentation werden Ergebnisse der Vernetzung auf Kommunalerebene aufgezeigt (Sozialratgeber online und Printversion, Broschüre für ASO-AbsolventInnen, Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen usw.).

Implementierung von SEN als Gesamtmodell. Words & Pictures – Übergänge transparent gestalten (Fallbeispiele)

Alexander König, Julia Eckerstorfer, Barbara Krenn, Elisabeth Trawöger

Die Implementierung des SEN-Modells setzt eine haltungsmäßige Entwicklung in der gesamten Organisation voraus. Lösungsfokus und Ressourcenorientierung heißt, partizipative Prozesse mit allen Beteiligten zu ermöglichen, insbesondere in der Hilfeplanung. Kinder, Herkunftsfamilien, Betreuer/innen und die Kinder- und Jugendhilfe sind gefordert, gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Bei den Kindern liegt es primär am Helfersystem, ihnen die Abläufe nachvollziehbar zu machen, Words & pictures bietet dafür eine wertvolle Basis. Insbesondere bei den Übergängen in der Krisenbetreuung ist ein sicht- und greifbarmachen der Geschehnisse Sicherheit gebend für die Kinder und ihre Familien.

Beteiligtenorientiertes Stadtteilteam im Rahmen der Hilfen zur Erziehung – „Niemand kann einen anderen dadurch stark machen, dass er für diesen arbeitet“ (Alice Salomon)

Delia Godehardt, Melanie Krutsch

Ressourcenfocussierung, Lebensweltorientierung, Kooperation, dabei teilhabend und teilgebend, lebensweltorientiert und reflektierend – diese handlungsleitenden Prinzipien Sozialer Arbeit bilden die fachliche Grundlage des Stuttgarter Modells der Hilfen zur Erziehung. Vertraglich verbindlich gesetzte Qualitätsziele adressatInnenorientierter und lebensweltbezogener Hilfe befördern kollegiale Fallberatungen, die einem systemisch-lösungsfokussiert und sozialraumbezogenen Ansatz folgen und inzwischen noch stärker partizipativ ausgerichtet sind, indem die relevanten Familienmitglieder direkt und aktiv beteiligt sind.

Vorgestellt wird mit Bezug zum Kontext Kinderschutz das Modell des „beteiligtenorientierte Stadtteilteam“. Anhand eines konkreten Fallbeispiels sowie mit Filmmaterial dokumentierter O-Töne von Familienmitgliedern und Fachkräften werden das Verfahren, das Setting, die Chancen sowie die Herausforderungen gerade auch im Bezug einer behördlichen Sozialarbeit herausgearbeitet. Die Familien als ExpertInnen ihrer Lebenswelt beteiligen so die Fachkräfte an der Entwicklung ihrer eigenen Lösungsideen für einen gelingenderen selbstbestimmteren Alltag (Thiersch 1986).

Tag 2

Family Group Conference and Divorce: widening the circle to make the change for children – Experiences with Eigen Plan in the Netherlands

Lineke Joanknecht, Margherita Tinti

Severe divorce situations are considered as child abuse in the Netherlands. Every divorce has great impact on children. Parents need to be committed to issues concerning their children, they need to be in regular contact about their education. In many situations parents are not able to make agreements for their children, fighting goes on. Then the safety of children is at risk and child care/protection comes in. In these situations we are regularly asked to organise an „Eigen Plan” (Family Group Conference) where parents, children, family members and friends are invited and prepared to find the best solution in order to guarantee safety for the children (and support for both parents) as soon as possible.

Familienrat in Wien – „Ich hätt´ schon viel früher mit dem Marko reden soll´n“

Manuela Hausegger

Der Beitrag skizziert den Implementierungsprozess des Ressourcen aktivierenden Verfahrens „Familienrat” in das bereits bestehende, breite Spektrum von Unterstützungsangeboten der Wiener Kinder- und Jugendhilfe.

An Hand der Geschichte zweier durchaus unterschiedlicher Familien wird gezeigt, wie – im einen Fall aus dem Blickwinkel der Familienrat-Koordinatorin – die Rückkehr der Kinder aus einer Wohngruppe vorbereitet und umgesetzt werden und – im anderen Fall aus dem Blickwinkel der Sozialarbeiterin – der weitere Verbleib der Kinder in ihrer Familie sichergestellt werden konnte.

NEUSTART Sozialnetzkonferenzen im Auftrag der Justiz – Das soziale Umfeld als Ressource

Alexander Grohs

Die Sozialnetzkonferenz von NEUSTART bietet für Jugendliche und junge Erwachsene sowohl in Untersuchungshaft als auch in Strafhaft die Möglichkeit, lösungsorientiert gemeinsam mit Menschen aus ihrem sozialen Netz (Familie, Freunde, Angehörige, Bekannte, etc) und unter der möglichen Miteinbeziehung von ExpertInnen einen verbindlichen Zukunftsplan für die Zeit nach der Haftentlassung zu erstellen. Die Umsetzung dieses Zukunftsplanes wird im Rahmen der Bewährungshilfe begleitet und kontrolliert.

Vater-Kind-Begegnung als verantwortungsvolle Aufgabe im Strafvollzug

Matthias Geist

Angehörige, insbesondere Kinder von Gefangenen sollen nicht bestraft werden. Sie haben aber keine Rechte im Strafvollzug. Gleichzeitig stellen sie aber eine der großen Ressourcen für eine gelingende Resozialisierung dar. In ihrer Rolle für Straftäter sind Partnerinnen und Kinder von Gefangenen dort ernst genommene Partner, wo sie ausreichend und entspannten Kontakt zueinander geboten bekommen.

Wie hierbei Sozialarbeit und Seelsorge sowie Strafvollzug miteinander tätig werden und die Gestaltung des familiären und sozialen Rahmens übernehmen können, soll anhand von verantwortlicher Konzept- und Strukturarbeit sowie von Fallbeispielen gezeigt werden.

From a passive recipient of help to the active role of a citizen – Family Group Conference as an empowering practice

Ewa Näslund

Family Group Conference was introduced in Sweden as a new method in child protection in 1995. The presentation will give a view over the development during these years, with a special focus on Höör, a local authority where family group conferences are used in a broader shift of paradigm in CPS and in all areas of social work.

It is about democracy and citizenship, about the citizen owning both the problems and the solutions. As a social worker you can be invited to bring general knowledge and resources to the table.

Geschichten, die zählen – narrative Ansätze im Kinderschutz

Ulla Peters

Die Präsentation beschäftigt sich mit aktuellen narrativen Ansätzen im Kinderschutz, dies mit einem besonderen Augenmerk auf den Einbezug von Kindern, Eltern und von deren lebensweltlichen Netzwerken in das Fallverstehen und die Planung von Hilfen.

Basierend auf Methoden, Haltungen und Werkzeugen, wie Frage- und Evaluierungstechniken (z.B. Skalierungsfragen, Insoo Kim Berg), die in der Tradition einer lösungsorientierten Sozialen Arbeit entstanden sind, entwickelten Professionelle in den letzten 20 Jahren innovative Ansätze der Fallarbeit im Kinderschutz, von denen einige vorgestellt werden.

„Aus eigener Kraft“ – MARTE MEO in der nachgehenden Familienarbeit

Barbara Bitter-Hackl

Marte Meo heißt „Aus eigener Kraft“. Es ist eine Methode des Interagierens, die vor allem Kinder sehr gezielt unterstützen kann, auch unter schwierigen Bedingungen eigenständig die nächsten Entwicklungsschritte zu tun. Ebenso hilft Marte Meo aber gerade auch Bezugspersonen (Eltern wie Fachkräften) zu entdecken, wie sie Entwicklung maßgeschneidert fördern und begleiten können. Videobilder aus dem Alltagsleben spielen dabei eine große Rolle: Sie werden analysiert, in Reviews geteilt und als Anker für gelungenes Wachstum genutzt. In der nachgehenden Familienarbeit eignet sich dieser Ansatz hervorragend für unterschiedlichste Thematiken und Konstellationen. Ein Fallbeispiel mit Videoclips soll das verdeutlichen.

Biografiearbeit mit Kindern und Jugendlichen als lösungsorientierte Methode einer Krisenabklärung

Theresa Gröbner, Sandra Polak

In der Kurzpräsentation von Sandra Polak und Theresa Gröbner wird die lösungsfokussierte Biografiearbeit mit Kindern und Jugendlichen als wertvoller Beitrag zur Fallabklärung während einer Krisenunterbringung vorgestellt. Bezugnehmend auf der Grundthese, dass der Mensch „am Du zum Ich wird“ (Martin Buber, 1984) liegt der Fokus auf Praxisberichten über Genogrammarbeit und Lebenslauferstellung von Kindern und Jugendlichen. Diese werden regelmäßig zur Klärung der individuellen Familien- und Fallgeschichten angewendet. Neben einer Vorstellung des Arbeitssettings wird der Beitrag mit Erfahrungswerten und Anschauungsbeispielen komplementiert.

„Ein Knochenjob… mit Aussicht auf Erfolg!“

Karin Rosenegger, Susanne Brustbauer

Anhand eines selbst produzierten Kurzfilmes zeigen Karin Rosenegger und Susanne Brustbauer, wie sie täglich das Konzept von ‘Signs of Safety’ in der Familienarbeit der stationären Krisenbetreuung praktisch anwenden. Mit Transparenz, guten Arbeitsbündnissen und einer Begegnung auf Augenhöhe kann es gelingen, ein sicheres Umfeld für Kinder und Jugendlichen in ihren Familien wieder herzustellen. Das verlangt intensives Zusammenarbeiten mit Familien und sämtlichen Systempartner/innen, und das ist manchmal ein echter „Knochenjob”, aber mit Aussicht auf Erfolg.

„Signs of Safety“ im Rahmen der stationären Krisenbetreuung SKIP Leonstein (OÖ)

Manfred Humer, Günter Ellinger

Im Beitrag wird der Prozess der Implementierung von ‘Signs of Safety‘ als ein essenzieller Bestandteil der Krisenbetreuung von Kindern und Jugendlichen  im SKIP Leonstein, einer stationären Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe in Oberösterreich beschrieben. Sie erfahren von der Vorgeschichte, wie man auf die Idee kamen ‘Signs of Safety’ gerade in diesem Setting einzusetzen, von der Konzepterstellung bis hin zur praktischen Umsetzung in der Familienarbeit. Welche Erfahrungen können nach 3 1/2 Jahren geteilt werden? Was waren und sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren, Schwierigkeiten und besondere Herausforderungen?