Herbstsymposium 2013: Ein Rückblick
Das diesjährige Arlt-Festsymposium stand unter dem Titel „Lebenslust / Demokratie / Soziale Arbeit – zum 60. Geburtstag von FH Prof. Dr. Peter Pantuček“. Neben fachlichem Austausch kam auch das Feiern nicht zu kurz.
Ein Tag für die Soziale Arbeit und ihre Wissenschaft, ein Tag für Diskussion und kluge Gedanken, ein Tag für Musik, Essen und Trinken – das Herbstsymposium 2013 war ein Tag der Begegnung, an dem sich neben der Feier von Peter Pantučeks 60. Geburtstag auch der Horizont erweitern sollte. Rund 150 TeilnehmerInnen folgten den Vorträgen aus Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit.
Zur Eröffnung begrüßte Peter Pantuček, Leiter des Fachbereichs Soziale Arbeit an der FH St. Pölten, mit einem Rückblick auf seine Arbeit und seine Weggefährten. Auch Dieter Röh, Professor für Sozialarbeitswissenschaft an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, näherte sich dem „Phänomen PP“, das in der Sozialen Arbeit einerseits als „presented problem“, als Problemdefinition der KlientInnen, bekannt ist, andererseits aber auch die Initialen Peter Pantučeks darstellt. Röh zeichnete ein Porträt Pantučeks und hob mit Anekdoten seine Arbeitsschwerpunkte, vor allem im Bereich der Sozialen Diagnostik hervor.
Werner Freigang, stellv. Studiendekan für Soziale Arbeit an der Hochschule Neubrandenburg, widmete sich mit Ironie einigen Fragen von Demokratie und Partizipation. Für Freigang hat Soziale Arbeit in der Praxis mit Machtverzicht zu tun, mit demokratischen Umwegen. Im Mittelpunkt seines Vortrags stand daher die Frage, wie diese „Umwege“ lustvoll gestaltet werden können.
Klaus Posch, Studiengangsleiter und Transferzentrumsleiter Soziale Arbeit/Sozialmanagement FH Joanneum, erläuterte in seinem Eröffnungsvortrag den Veranstaltungstitel auf einer psychoanalytisch inspirierten Reise. Anhand Peter Pantučeks Lieblingsroman „Die roten Handschuhe“ von Eginald Schlattner erläuterte er die Begriffe „Lebenslust / Demokratie / Soziale Arbeit“. Michael Musalek, Leiter des Anton Proksch Instituts Wien, referierte über Autonomie und freudvolles Leben als Therapieziel in der Medizin. Anhand des Orpheus-Programms, mithilfe dessen Menschen mit Suchproblematik u.a. den Genuss wiedererlernen, zeigte er, wie „Lebenslust“ in der Medizin zu Erfolgen beitragen kann.
Einen Blick auf die gesellschaftlichen Tendenzen zur Delegitimierung von Langsamkeit warf der Psychologe und Soziologe Heiner Keupp (Ludwig Maximilians Universität München). Er beschäftigte sich mit der Zunahme von Depressionen, Burnout, Borderline- oder Essstörungen. Ein neuer „globalisierter Netzwerkkapitalismus“ habe die Alltagserfahrungen der Menschen nachhaltig verändert und sich auf deren Selbstbilder und Normalitätsvorstellungen ausgewirkt.
Manuela Brandstetter, Dozentin in den Studiengängen Soziale Arbeit der FH St. Pölten, widmete sich dem Werk Peter Pantučeks. Sie bezog sich vor allem auf seine Lehrpraxis und stellte die Verbindung des Individuellen und des Gesellschaftlichen auf der Ebene der methodischen Handlungslehre in den Vordergrund – und damit das Kernanliegen Pantučeks. Arno Heimgartner, Professor für Sozialpädagogik am Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft der Universität Graz, diskutierte das oft angespannte Verhältnis von Sozialarbeit und Sozialpädagogik in Österreich und hob das Gemeinsame der beiden Disziplinen hervor.
Nachmittag im Zeichen der Praxis
Der zweite Teil des Symposiums widmete sich der Praxis. Peter und Kitty Lüdtke, die als SozialarbeiterInnen in der stationären und teilstationären Suchtkrankenhilfe in Berlin tätig sind, zeigten anhand konkreter Fallbeispiele den Einsatz sozialdiagnostischer Methoden in Praxis. Für sie ist sozialarbeiterische Intervention eng mit diagnostischen Instrumentarien wie etwa der Netzwerkanalyse oder dem biographischen Zeitbalken von KlientInnen verbunden.
Irmgard Leber, im Amt der Steiermärkischen Landesregierung zuständig für Soziale Arbeit in den Bezirksverwaltungsbehörden, gab einen Einblick in die steirische Reform der Kinder- und Jugendhilfe, an der Peter Pantuček als Berater mitwirkt. Sie machte deutlich, in welchen komplexem Umfeld eine solche Änderung vollzogen wird.
Barbara Bittner, Leiterin des Departments „Soziales“ an der Fachhochschule Campus Wien, ließ die TeilnehmerInnen „Lebenslust mit allen Sinnen“ erfahren. In einem Experiment im Hier und Jetzt ließ sie in Selbstwahrnehmung, Spiel und Sinnlichkeit als Elemente der Lebenslust eintauchen. Kurt Fellöcker, Dozent in den Studiengängen Soziale Arbeit der FH St. Pölten, zeigte die Ausbildungswege in der und zur Sozialen Arbeit, ihre Herausforderungen und Anforderungen. Er hob nicht nur das „life long learning“ hervor, sondern auch die Wichtigkeit der Nutzung von außerhalb einer Hochschule erworbenem Wissen in akademischen Bildungsprozessen.
Fritz-Rüdiger Volz, Sozialphilosoph und Soziologe an der Evangelischen Fachhochschule Bochum, forderte mehr Sorgfalt im Umgang mit Begriffen und hob die ursprüngliche Bedeutung eines Symposions, als menschliche Uszene und Meta-Institution hervor.
Festschrift „passgenau helfen“
In Vertretung für das Team des Fachbereich Soziales an der FH St. Pölten präsentierten Monika Vyslouzil und Johannes Pflegerl die für Peter Pantuček gestaltete Festschrift mit Beiträgen zahlreicher KollegInnen sowie WegbegleiterInnen. Der Titel „passgenau helfen. soziale arbeit als mitgestalterin gesellschaftlicher und sozialer prozesse“ entspricht der Vision Pantučeks, nämlich eines demokratischen Zugangs im Sinn von Partizipation in der Sozialen Arbeit.
Beim gemeinsamen Abschluss mit Sounds von DJ Heinrich Deisl sowie Sektempfang konnten die TeilnehmerInnen den Tag bei gemütlichem Chillout ausklingen lassen.