14:00 – 16.00 Uhr: Soziale Arbeit in der Praxis – Inputs aus Front-Line Social Work / Organisation / Bildung / Leben
FRONT-LINE SOCIAL WORK: „Diagnostizierst du schon, oder wirst du diagnostiziert? Ein Bericht aus der Praxis.”
Peter und Kitty Lüdtke, MA, Berlin
Dieser Beitrag bietet einen kurzen Einblick in die praktische Anwendung und den täglichen Einsatz der Instrumente der Sozialen Diagnostik. Wie der Titel bereits vermuten lässt, wenden wir die differenten Instrumente in Partizipation mit den AdressatInnen an. Gemeinsam entsteht so mit den AdressatInnen im Laufe der Zeit eine individuelle Diagnosemappe, welche diverse Informationen enthält und den Beratungsverlauf visualisiert und optimiert.
ORGANISATION: „Über den Versuch, ein System zu ändern – die steirische Reform der Kinder- und Jugendhilfe”
Irmgard Leber, MAS, Steirische Landesregierung, Jugendwohlfahrt, Graz
Rückblick – Organisatorische Entwicklung der Jugendwohlfahrt und Sozialarbeit in der Steiermark seit 1991; System der Jugendwohlfahrt – heute; Jugendwohlfahrt Neu – JUWON – Der Erneuerungsprozess; Schlussbetrachtung aus der Sicht von Lebenslust, Demokratie und Sozialer Arbeit.
„Lebenslust mit allen Sinnen“:
FH-Prof.in Dr.in Barbara Bittner, FH Campus Wien
Lebenslust als individuelles Erleben kann nicht angeordnet, nicht „verschrieben werden“. Rahmenbedingungen können ermöglichen, den Weg bereiten. Ich selbst muss mich einlassen, wahrnehmen, spüren, in Bewegung und Begegnung kommen – mit mir und mit anderen. Das erfordert Mut und Sich-Einlassen. Ein Experiment hier und heute.
BILDUNG: „Bildungswege in der und zur Sozialen Arbeit gestalten”
FH-Prof. DSA Kurt Fellöcker, MA, MSc, FH St. Pölten
Gerade in der Sozialen Arbeit besteht ein nicht zu unterschätzender Bedarf an Professionalisierung und Qualifizierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sozialer Einrichtungen, die als so genannte Quereinsteiger ohne hoch qualifizierte Ausbildung aus unterschiedlichsten Gründen im Sozial- und Gesundheitsbereich Beschäftigung gefunden haben. Die Umstellung der Studienstrukturen auf Bachelor und Master zeigt nun auch schon in der Praxis der Lehre die Notwendigkeit, die Gewichte der Studienorganisation von der Grundausbildung zu verlagern in Richtung eines am lebenslangen Lernen orientierten Gesamtsystems. Insgesamt bedarf es einer flexiblen Gestaltung der Studienstrukturen, um der heterogeneren Zielgruppen, aber auch den heterogeneren Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden. Dies bedeutet die Einführung zielgruppengemäßer Curricula, die durch individuelle Beratungsleistungen, aber auch durch angepasste Angebotsformate begleitet werden. Im Idealfall steht am Ende der Entwicklung eine stärkere Outcome-Orientierung und das viel beschworene „shift from teaching to learning“.
LEBEN: „Leben als Praxis“ – Unser Leben selbst ist eine Praxis und nicht unser Produkt
Prof. Dr. Fritz-Rüdiger Volz, Evangelische Fachhochschule Bochum
Wer vom gegenwärtig erreichten Stande sozialarbeiterischer Theoriebildung, wie er gerade auch von Peter Pantucek repräsentiert wird, zurückdenken möchte, um den Zusammenhang von Leben, Praxis und Denken zu erfassen, ist gut beraten, sich gleich mit Aristoteles zu verbünden. Er hat uns eingeschärft, dass das Leben ein Prozess ist, den wir nicht uns selbst verdanken, den wir aber selbst führen müssen. Es ist kein Herstellungsprozess und es gewinnt seinen Sinn auch nicht von einem Produkt her, sondern in seinem Vollzug. Für Aristoteles ist die Unterscheidung von praxis und poiesis für seine Anthropologie konstitutiv: Handeln ist auf Gegenüber angewiesen, verweist auf andere Personen – Arbeit vollzieht sich an Gegenständen. Diese Differenzierung von Subjekten und Objekten, von „etwas“ und „jemand“, ist eine anthropologisch-ethische Fundamentalunterscheidung. Nur Personen können handeln und sprechen, nur Personen können feiern. Ein Symposion ist eine menschliche Urszene, eine Meta-Institution. Daran soll vor dem miteinander Reden und vor dem gemeinsamen Essen noch einmal erinnert werden.